Von Ali bis Tyson: Was zeichnet die größten Boxer der Geschichte aus?

‚Muhammad Ali vs. Ernie Terell, Houtston Astrodome, Houston, TX, 1967‘ – Cliff via Flickr (CC BY 2.0)

‚Muhammad Ali vs. Ernie Terell, Houtston Astrodome, Houston, TX, 1967‘ – Cliff via Flickr (CC BY 2.0)

Muhammad Ali. Mike Tyson. Joe Frazier. Manny Pacquiao. Ganz egal ob man das Augenmerk auf die Helden vergangener Tage richtet oder auf aktuelle Talente wie Anthony Joshua und Denis Lebedew – sie alle heben sich von durchschnittlichen Boxern deutlich ab und vollbringen im Ringkampf schier übermenschliche Leistungen. Aber was verbindet diese herausragenden Sportler? Hängt der Erfolg im Boxen allein von genetischen Vorbedingungen ab? Mit welchen Techniken hebensich die größten Boxer aller Zeiten vom Rest ab? Was beherrschen und beherrschten sie wie niemand sonst? Wir überprüfen, welche Dinge die größten Boxer der Geschichte auszeichnen – von der perfektionierten Technik, über die rohe Kraft, bis hin zur mentalen Seite.

 

Das mentale Durchhaltevermögen

Man steht im Ring. Der Gegner ist schier übermächtig und mit gezielten und knallharten Schlägen dringt er auf einen ein. Nach mehreren Runden werden die eigenen Beine schwach, die Arme immer schwer, der Körper stöhnt immer Lauter unter den Schlägen. Wie halten sich die Besten der Besten trotz dieser Umstände im Ring? Das Stichwort ist mentales Durchhaltevermögen. Die besten Sportler, egal ob im Boxen, beim Fußball oder im Rennsport, zeichnet eine mentale Stärke und Ruhe in Extremsituationen aus, von der ein Durchschnittsmensch nur träumen kann. Dies beginnt schon in der Art des Trainierens: Bis zu fünf mal die Woche ist ein Profi-Boxer mehrere Stunden lang im Fitnessstudio, um gezielt die eigene körperliche Kraft zu steigern. Cardio-Training für die verbesserte Ausdauer. Stunden über Stunden Trainieren von Technik, Haltung, Grundstellung, Schlägen. Hinzu kommt eine extrem streng geführte Ernährungsweise, die viele Kohlenhydraten, bis zu 200 Gramm Eiweiß pro Tag und legale Nahrungsergänzungsmittel beinhaltet. Es wird klar: Schon allein im Training braucht ein Profi-Boxer eine unglaubliche Menge an Stehvermögen und Disziplin. Nur so kann ein Boxer, den Traum des Titelgewinns erreichen. Der Kopf spielt dabei also eine entscheidende Rolle. Mentaltraining ist unter Sportlern inzwischen Gang und Gäbe, doch der Druck erhöht sich Jahr für Jahr in fast allen Sportarten. Boxer wie Muhammad Ali, dem nach seiner Konvertierung zum Islam und der dadurch resultierenden Verweigerung des Wehrdienstes der Welt-Titel im Schwergewicht aberkannt wurde, zeichnete sich durch genau diese mentale Stärke aus. Und das noch bevor die Psychologie im Boxsport Einzug hielt. Schon seit Jahrzehnten ist bekannt, dass ein Boxer, der sich vor dem Kampf aus der Ruhe bringen lässt, bereits lange vor dem Gong verloren hat. Unvergessen sind die mentalen Kämpfe (schon vor dem physischen Kampf) von Legenden wie Mike Tyson und George „Big George“ Forman. Mentale Stärke ist auch in anderen Sportarten ausschlaggebend: So verlor Sebastian Vettel 2018 den Titel im Rennsport an seinen Konkurrenten Hamilton hauptsächlich auf Grund mentalbedingter Fehler. Der Deutsche konnte dem Druck, der einzige Herausforderer des Mercedes-Piloten zu sein, nicht standhalten.

Quelle: Pexels

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Der brutalste Punch

Welche Technik ist im Boxen die wichtigste und hebt einen zukünftigen Weltmeister vom Amateur ab? Die klare Antwort ist der Punch. Was die Boxfans aufjubeln lässt, sind spektakuläre Puncher, also Boxer, die mit brutaler Kraft jeden Gegner in die Knie zwingen. Diese zeigen beim Schlagen die besten Kombinationen aus Schnelligkeit und Kraft.

Wie wichtig der Punch für das Boxen genau ist? Extrem wichtig! Der Punch ist das Box-Äquivalent zum Torschuss im Fußball. Wer an die Bundesliga denkt, dem fällt sofort Robert Lewandowski ein, der 2018 schon wieder als Favorit auf den besten Torschützen der Saison gehandelt wird. Und natürlich zieht die Wette um den besten Torschützen weit mehr Fans an, als beispielsweise jene um Ab- oder Aufstieg. Ähnlich ist es beim Boxen mit dem Punch. Er ist das ausschlaggebende Kriterium, das die Boxerfans mitreißt. Der Punch ist das Markenzeichen jedes großen Namens in der Boxwelt. Und nichts bezeugt einen guten Punch so sehr wie eine hohe Knock-Out-Quote. Joe Louis (Knock-Out-Quote von 74,29 Prozent), Ernie Shavers (Knock-Out-Quote von 76,67 Prozent), Frank Bruno (84,44 Prozent) und der legendäre Rocky Marciano mit einer Quote von schwindelerregenden 87,76 Prozent lassen schon allein aufgrund ihrer gewaltigen Anzahl an Knockouts ihre Gegner erzittern. Auch Boxer wie die Klitschko Brüder kamen teilweise auf Quoten von über 80 Prozent. Der individuelle Punch ist es aber, welcher die weltbesten Boxer von jenen unterscheidet, die sich ihr Leben lang die Zähne am Titel ausbeißen. Nichts ist entscheidender für den Erfolg im Ring als das Beherrschen dieses Schlags. Nichts bringt einem Boxer mehr Respekt von den Gegnern und Fans ein als ein Punch.

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Das perfekte Training

Was den besten Boxer noch gemein ist, ist natürlich die perfekte Trainingsroutine, wodurch sie ihr maximales Potenzial vollkommen ausschöpft können. Zum Training gehört zum Beispiel die Verwendung von Fußgewichten (beispielsweise beim Joggen), um den Stand zu festigen. Die Technik muss außerdem kontinuierlich perfektioniert werden. Ein muskulöser Körper ist für jeden Profi-Boxer Pflicht: Bankdrücken, Dumbbell Curls, Squats, Seitheben, Front Lat Pulldowns. Beim Muskeltraining muss der Boxer seinen eigenen Körper bis ins Detail kennenlernen. Minimaler Fettanteil für größtmögliche Beweglichkeit bei maximaler Muskelmasse ist das Ziel. Besonders empfindliche Partien wie der Bauch müssen gegen heftige Schläge gestärkt werden, die Beinmuskeln gleichzeitig über gewaltige Kraft als auch schier übermenschliche Ausdauer verfügen. Zudem muss die Haltung perfekt sein, denn schon die kleinste Fehlhaltung im Ring schwächt die Defensive und macht den Boxer für Knock-Outs anfälliger. Wer sich Boxer wie Mike Tyson ansieht, weiß, was perfektes Training und herausragende Haltung bedeuten: Jeder Muskel ist definiert, die Ernährung genau auf das Training abgestimmt und der Boxer bereit, Höchstleistungen im Ring zu vollbringen. Wer die Bedeutung des Trainings unterschätzt, muss im Klaren sein, dass ein Boxer nur einen Bruchteil seiner Karriere tatsächlich im Ring verbringt. Die meiste Zeit wird mit dem Personal Trainer trainiert, körperlich auf den Kampf vorbereitet und bis ins Detail auf die korrekte Zufuhr von Proteinen und Kohlenhydraten geachtet. Die Wichtigkeit des perfekten Trainingsplans kann nicht überbewertet werden und stellt den Eckpfeiler jeder Boxer-Karriere dar.

Fazit

Was unterscheidet also die größten Boxer der Geschichte von der großen Masse von Amateuren und Profis? Zwar spielen genetische Bedingungen wahrscheinlich eine Rolle – ein Weltmeister im Schwergewicht ist normalerweise von Natur aus mit viel Kraft, viel Stärke und einem gesunden Körper gesegnet. Viel wichtiger und entscheidender sind allerdings das perfekte Training, die richtig abgestimmte Ernährung, der eiserne Wille zu gewinnen, die perfekte mentale Verfassung und die Bereitschaft, es mit jedem Gegner aufzunehmen. Bekannte Namen wie Ali, Foreman, Tyson, Klitschko und Joshua zeigen, dass es diese Faktoren sind, welche die besten Boxer der Welt extrem erfolgreich und gefährlich machen. Wie der Filmheld Rocky Balboa so schön sagte: Es geht nicht darum, wie oft man zu Boden geworfen wird. Worauf es wirklich ankommt ist, wie oft man wieder aufsteht.

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