Boxen im TV: PPV als Totengräber des Deutschen Boxens?

Denis Ilbay vs Angelo Frank

Denis Ilbay vs Angelo Frank

Die Blütezeit des Deutschen Boxens, welche in den 90ern von Leuten wie Henry Maske und Sven Ottke entfacht wurde, ist längst vorbei. Spätestens mit dem nahenden Karriereende von Marco Huck und Arthur Abraham stellt sich die Frage, was nun kommt. Schuld daran ist sicherlich das eine oder andere Versäumnis der Promoter. Aber auch die Tatsache, dass der Durchschnittszuschauer kaum noch Boxsport im Free TV zu sehen bekommt, hindert die Boxer daran, einer breiten Masse bekannt zu werden.

Teure Livestreams, PPV oder gar keine Übertragung: Viele Kämpfe bekommt der Fan nicht mehr zu sehen, ohne dass er kräftig löhnen muss. Das Problem dabei: Dies tun maximal Hardcore-Fans, die um die Qualität der Ansetzung wissen. Die größte Zielgruppe allerdings, welche sich immer noch aus dem unwissenden Gelegenheits-Gucker zusammensetzt, bleibt dabei außen vor. Schließlich zahlt kein Event-Fan einfach mal 10 Euro, um sich einen Boxer anzuschauen, den er nicht kennt.

Vor Jahren wurden aufstrebende Boxer noch bekannt gemacht. Kleinere Kampfabende bekam man auf Eurosport zu sehen, wo Werner Kastor mit kultigen Kommentaren unterhielt. Auch Pro7 übertrug damals Susi Kentikians Kämpfe samt Undercard, wo die Talente der Zukunft zu bestaunen waren. Einige Promoter boten Kampfvideos kostenlos auf ihrer Homepage an. Man konnte sich ohne großen Aufwand schlau machen. Auch viele Gelegenheits-Zuschauer bekamen die Talente zu sehen, sodass diese einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangten.

Heutzutage ist das Boxen beinahe aus dem Free TV verschwunden. ARD und ZDF sind ausgestiegen, Eurosport ebenfalls. RTL hat mit Huck und Klitschko zwei „Auslaufmodelle“ unter Vertrag. Sat1 setzt mehr auf Ranfighting oder schiebt die Kämpfe zum Spartensender Pro7 Maxx rüber, wo sich kaum ein Zuschauer hin verirrt. Man ist offenbar darauf aus, das maximale an Gewinn aus dem sterbenden Sport zu quetschen, ohne dabei aber auf Nachhaltigkeit zu achten. Im selben Maße wie der abgeholzte Regenwald nicht nachwächst, wachsen auch die Quotenbringer nicht nach, wenn man diese nicht vermarktet.

Neulich gab es in Deutschland einen tollen Kampf. Denis Ilbay siegte nach einer begeisternden Schlacht gegen Angelo Frank. Nicht gesehen? Kein Wunder, denn der Kampf lief nur gegen üppige Bezahlung auf Ranfighting. Zwei Boxer, die durchaus als Hauptkämpfer der Zukunft taugen würden, werden aus monetären Gründen versteckt. Da schalten natürlich nur die Leute ein, denen die Boxer eh schon bekannt sind. Der Durchschnitts-Zuschauer wird mit diesen Namen allerdings nach wie vor nichts anfangen können. Daher werden diese Boxer in ihren nächsten Kämpfen auch keine Quotenbringer sein, obwohl dieser Kampf sie normalerweise dafür qualifizieren sollte. Offenbar versteht man bei Ranfighting nicht, dass man Boxer erst einmal der breiten Masse bekannt machen sollte, ehe man an ihnen verdienen kann.

Aber das macht ja nichts. Die Fans dürften für einen knappen 10er Knaller-Kämpfe wie Pulev-Johnson oder Feigenbutz-Nemesapati sehen. Was als vielversprechendes Projekt startete, ist nunmehr zu einer Gelddruckmaschine verkommen, bei der es an einem klaren Konzept fehlt. Da nur wenig Leute einschalten, müssen die Preise immer mehr in die Höhe getrieben werden, selbst wenn die Kämpfe eher Mittelmaß sind.

Dabei geben die Deutschen doch gerne Geld aus, wenn sie wissen, dass es sich lohnt. Sowohl die Bundesliga als auch die Formel1 sind Beispiele, bei denen die Sender reichlich Kohle verdienen, ohne dass die Leute meckern. Schließlich ist man sich darüber im Klaren, was man kauft. Bayern oder Vettel – Die Leute wissen, was dahinter steckt. Genauso könnte auch ein national bekannter Boxer die Massen ziehen. Tut er aber nicht – Schließlich kennt ihn keiner.

Der US-Promoter TopRank streamt die Undercards der großen Veranstaltungen kostenlos im Internet. In Zeiten der Online-Generation wäre dies sicherlich auch eine Lösung für die deutschen Veranstalter. Auf diese Weise erreicht man viele Menschen, macht die Talente bekannt und kann dann später mit ihnen abkassieren – So haben alle etwas davon.

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