Steve Smoger: Hall of Fame Referee im Interview

Steve Smoger

Als Steve Smoger vor zwei Wochen in Deutschland war, um bei zwei kleineren Veranstaltungen als Ringrichter zu agieren, konnten wir den legendären Ringrichter für ein Interview gewinnen. Im Gespräch mit Boxwelt.com berichtet Smoger von seinem Werdegang als Offizieller und beleuchtet viele bekannte Highlights seiner Karriere. Wir haben das Interview sinngemäß übersetzt. Wer des Englischen mächtig ist, dem sei aber selbstverständlich unser Video (unten) ans Herz gelegt.

Was für ein Gefühl war es, in die International Boxing Hall of Fame aufgenommen zu werden?

Sehr erfreut und sehr geehrt, dass mein Lebenswerk von der Boxszene ausgezeichnet wurde. Ich habe meinen Freunden gesagt, dass es so ist, als würde man den Oscar und den Friedensnobelpreis bekommen. Und meine Freunde fragten mich: Friedenspreis? Und ich sagte, dass es meine Aufgabe im Ring ist, für Frieden zu sorgen. Deshalb fühle ich mich sehr geehrt.

Sie sind dafür bekannt, Kämpfe sehr lange laufen zu lassen. Glauben sie, dass viele Kämpfe zu früh gestoppt werden?

Ich denke schon. Wenn ich an die Zeit zurückdenke, als ich in Atlantic City mit meiner Arbeit als Ringrichter begann, sah ich, was die Kämpfer durchmachen mussten. Ich möchte ihnen die Gelegenheit geben, ihre Kämpfe selber zu bestimmen und ihnen alle Möglichkeiten zu geben, den Ausgang zu beeinflussen. Das ist meine Philosophie und ich fahre gut damit.

Man sieht häufiger, wie sie ausgeknockte Boxer auf den Kopf Küssen. Was ist der Grund dafür?

Das ist einfach eine Anerkennung für den Kämpfer, der während des Kampfes alles gegeben hat und soll zeigen, dass ich ihre Mühe anerkenne und dass sie trotz der Niederlage einen guten Job gemacht haben. Letzten Abend (Beim Kampf Georgikeas-Toumi, Anm. der Redaktion) musste Mounir Fünf-Sechs Mal zu Boden, hat aber trotzdem einen starken Kampf gemacht, als er aufstand und weitermachte. Er gab alles, was er hatte. Insofern ist es ein Ausdruck der Anerkennung.

Steve Smoger & Klaus Frevert

Wie fühlt es sich an, die Kleinringveranstaltungen in Deutschland zu leiten, nachdem sie so viele große Kämpfe auf HBO und Showtime hatten?

Als erstes muss ich sagen, dass ich Deutschland liebe. Man hat mich hier in den letzten Jahren sehr herzlich empfangen. Im Bereich rund um Frankfurt, im Biggersbetter, beim PSP Boxing Team und im Challenge-Club. Es ist eine Ehre, wenn sie der Ansicht sind, dass dein Können so groß ist, dass sie dich als Ringrichter auf ihren Veranstaltungen haben wollen. Deutschland ist sehr bekannt für das Boxen und ich denke, dass es zusammen mit England eines der beiden wichtigsten Boxländer in Europa ist. Da sind die Sauerland-Cards und die Klitschkos. Ich war bei großen und kleinen Shows und jede gibt mir wichtige Erfahrungen. Wenn es HBO ist, ist es fein. Heute sind wir auf Eurosport. Das ist ebenfalls sehr schön.

Während des Kampfes zwischen Maskaev und Rahman wurden sie von einem Stuhl am Kopf getroffen. Haben sie je herausgefunden, wer ihn geworfen hat?

Man fand heraus, dass es ein Unterstützer von Hasim Rahman war und dass er nicht zurück nach New Jersey gebracht werden konnte, um angeklagt zu werden. Es hatte nie wirkliche Folgen. Die Situation war ernst. Dr. Wilson, der damals der Chefarzt in New Jerey war, sagte dass ich sehr viel Glück hatte. Hätte mich der Stuhl an einer anderen Stelle des Schädels getroffen, hätte es schlimm enden können.Sehr schlimm. Es war ein Stahl-Stuhl, der von weit weg geworfen wurde. Gottseidank wurde er von etwas abgelenkt, sonst hätte es sehr schlimm ausgehen können. Um ehrlich zu sein, konnte, konnte ich meinen Kiefer aufgrund der Härte des Einschlags drei Tage lang nicht bewegen. Ich hatte damals einfach großes Glück und die Leute erinnern sich noch immer an den „Chair Incident“

Mit Micky Ward- Emanauel Augustus konnten sie auch einen „Fight of the Year“ leiten. Kann man einen solchen Kampf als Ringrichter genießen, oder ist es einfach nur Konzentration und harte Arbeit?

Die Konzentration in einem Kampf wie diesem, das hin und zurück der beiden Kämpfer, war so intensiv. Der entscheidende Faktor war Micky Wards linker Körperhaken in der 9. Runde, wenn ich mich recht erinnere. Er erzielte einen Niederschlag und das war der entscheidende Punkt. Man realisiert es nicht, ehe es vorbei ist, weil die Intensität so enorm ist. Sogar letzte Nacht, als ich Sorgen um Mounir hatte. Und dann stand er auf und brachte Soti in Schwierigkeiten. In diesem Hin und Her gibt es keine Möglichkeiten, sich zu entspannen. Hinterher, als ich Teddy Atlas sah und er meinte: „Steve, du warst Teil eines Klassikers!“, dann realisiert man es langsam. Wow! Aber ihr habt vollkommen recht, die Intensität ist so stark, dass man fokussiert bleiben muss.

Wie sind sie damals zum Boxen gekommen? Waren sie selber aktiv?

Ich habe damals im Verein trainiert und habe auch Sparring gemacht. Allerdings habe ich im Sparring schnell gemerkt, dass ich nicht hart genug war, um aktiv zu Boxen. Also bin ich zu den Verantwortlichen gegangen und habe gesagt: „Ich liebe diesen Sport, bin aber nicht dafür geschaffen, ihn auszuüben.“ Ich fragte nach einer anderen Aufgabe. Da sagte man mir: „Du hast gute Beinarbeit. Werde Ringrichter!“ Also startete ich in einem Umfeld, wo ich u.a. mit dem kürzlich verstorbenen Frank Cappuccino und seinem Bruder zusammenarbeitete. So nahm alles seinen Anfang.

Wie lange möchten sie noch als Ringrichter arbeiten?

Die großen Kämpfe auf HBO und Showtime sind vermutlich Vergangenheit. Es ist möglich, aber unwahrscheinlich. Nachdem mir ein befreundeter Statistiker ausgerechnet hat, dass ich über 900 Kämpfe geleitet habe, möchte ich gerne noch die 1000 voll bekommen. Dafür bin ich viel auf kleineren Veranstaltungen unterwegs. Außerdem wurde ich von Al Haymon kontaktiert und bin im Expertenteam der PBC vertreten.

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