Andy Lee erfüllte Stewards Vorhersage

Von Kämpferherz und Leidenschaft - Andy Lee ist Weltmeister

Andy Lee

Die verstorbene Trainer Legende Emmanuel Steward war keiner, der besonders viele Brawler hervorbrachte. Seine Waffen waren eher die lange Distanz. Thomas Hearns und Wladimir Klitschko demonstrieren eindrucksvoll, dass er mit diesem Stil viele Dinge zu vermitteln wusste, welche letztendlich zum Erfolg führten. Trotzdem war er davon überzeugt, dass der offensiv boxende Ire Andy Lee eines Tages Champion würde. Am Samstag erfüllte sich diese Prophezeiung – 2 Jahre nach Stewards Tod.

Andy Lee war von vielen unterschätzt worden, als er am vergangenen Wochenende gegen Matt Korobov in den Ring stieg. Nach zwei vorzeitigen Niederlagen war Lee von vielen als Gescheiterter abgestempelt worden, dem maximal noch eine Rolle als Gatekeeper zukommen würde. Doch der Ire tat, was er am besten kann: Einen dramatischen KO feiern, nachdem er klar hinten lag. Mit einem Mal schwankte Korobov, der zweifache Amateur-WM, durch den Ring und wurde aus dem Kampf genommen. Emmanuel Steward dürfte in diesen Sekunden wohl gespürt haben, dass sich sein Lieblingsschüler durchgesetzt hatte.

Wendungen wie diese sind mittlerweile typisch für Lee. Der Ire konnte bereits gegen Craig McEwen und John Jackson beweisen, dass er Kämpfe drehen kann, wie einst Bobby Chacon, Arturo Gatti oder Danny „Little Red“ Lopez. Es ist die Qualität des Kämpferherzens, mit der Lee so manche Defensivmängel auszugleichen vermag. Auf diese Weise konnte er sich nun den WBO Titel sichern und kam doch noch zu Weltmeisterehren.

Als nächstes wird vermutlich eine Pflichtverteidigung gegen den Briten Billy Joe Saunders zustande kommen. Dieser war, ebenso wie Korobov, ein starker Amateur und ist als Profi unbesiegt. Dennoch hat Saunders auch so seine Schwächen in der Deckung, was in Kombination mit dem Puncher Lee einen packenden Kampf garantiert. Denn egal wie boxerisch überlegen der Andere sein mag – Andy Lee hat Samstag wieder einmal daran erinnert, dass im Boxen alles entscheiden kann. Auch ein einziger Schlag – Oder eben der Wille.

Natürlich kann man nun anmerken, dass Lee gegen Gennady Golovkin recht wenig Chancen hätte und sein WBO WM Titel eher von zweitrangiger Bedeutung ist, da er wohl nie die Nr.1 der Gewichtsklasse wird. Aber genau an dieser Stelle fängt wieder das Abschreiben an. Lee bietet den Fans, was sie wollen. Action, Dramatik und Spannung. Wenn es danach geht, was Boxer verdient haben, dann ist Lee P4P sicherlich weit vorne mit dabei. Denn manche Dinge stehen über der reinen Klasse. Denn was nützt alles Können, wenn einen die Fans sofort wieder vergessen? Das Boxen braucht Typen wie Andy Lee. Und deshalb sollte man ihm allen Respekt erweisen und im Namen des Boxsports dankbar sein, dass es noch solche Fighter gibt.

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