BoxRec – Wandel vom Boxregister zur Geldmaschine? Teil 2

BoxRec Um es noch einmal vorweg zu sagen: BoxRec ist eine sehr gute Seite und man kann jeden Tag froh darüber sein, dass es sie überhaupt gibt. Nachdem sich BoxRec einen guten Stand, ja fast eine unverzichtbare Monopolstellung erarbeitet hat, scheint es jetzt so auszusehen, als ob man „die Früchte der Arbeit“ abernten will. In den vergangen Jahren ist BoxRec von einer reinen Auflistung aller Kämpfe und der beteiligten Boxer/innen und Verbände zu einer Art Institution geworden. Es ist für jeden Beteiligten wichtig, dass alle Kämpfe und Veranstaltungen bei BoxRec eingetragen sind. Die Veranstalter, die Verbände, die Kämpfer/innen – alle wollen aus verständlichem eigenen Interesse ihre erbrachte Leistung nachweislich für die Ewigkeit in die BoxRec-Listen aufgenommen haben.

Und genau da fängt der Ärger an. Es gibt in allen Bereichen auch Verbände, Veranstalter oder einzelne Kämpfer/innen, die nicht ganz dem entsprechen, was BoxRec sich vorstellt. Es ist in der Vergangenheit vorgekommen, dass einerseits Veranstaltungen oder Verbände von BoxRec wegen Fehlleistungen ausgeschlossen wurden, andererseits aber andere in den Listen drin blieben, deren Verhalten oder Veranstaltungspraktiken nicht weniger Kritik ausgelöst haben mag. Diese Praxis führte dazu, dass Boxer, die bisher gelistet waren auf einmal Schwierigkeiten bekamen, weil ihre geleisteten Kämpfe nicht mehr in ihren BoxRec-Kampfrekord eingetragen wurden. Egal was man im Einzelnen davon zu halten hatte. BoxRec entschied beinahe nach Gutsherrenart, was Gut und was Böse ist. In Einzelfällen war es sogar so, dass bereits bezahlte Werbebanner von Verbänden auf der Seite zu sehen waren, deren Veranstaltungen oder Boxer vom Eintrag bei BoxRec ausgeschlossen wurden. Die Entscheidung darüber, wer oder was eingetragen wird, hat nur BoxRec ganz allein.

Bis dahin kann man vielleicht noch von einer Art „Hausrecht“ ausgehen, was diese Seite anbelangt. Doch ist es wirklich gut und richtig, wenn so verfahren wird? Ist BoxRec neben einer halb offiziellen, halb privaten Registratur von Boxern und Veranstaltungen auch gleichzeitig eine juristische Instanz, was die Aufnahme der Einträge betrifft? Hier beginnt bereits der nebelige Bereich, wo man nicht mehr zu klaren Bildern kommt. Als Beispiel sei genannt, dass die WBU (deutsche Version) von Einträgen bei BoxRec ausgeschlossen wurde. Ebenso zeitweise die GBA. Die Folge war ein riesiges Theater, weil die Boxer nun keine durchgängigen Kampfrekorde mehr hatten und ihre erkämpften Titel einen Wertverlust erlitten, weil sie von BoxRec nicht mehr eingetragen wurden. Von BoxRec nicht anerkannt – wertlos, als wäre die BoxRec-Liste das A und O des Boxsports, nach der man sich ganz allein und unter allen Umständen zu richten hat. Das allein reicht schon mal aus um das „System BoxRec“ kritisch zu betrachten.

Nicht zuletzt durch das kostenpflichtige Aufschalten weiterer Werbung auf der BoxRec-Seite konnte die Lage wieder zumindest teilweise entschärft werden. Während z.B. die GBA und die WBU wieder voll da sind, bekommen jetzt andere Verbände den Unwillen von BoxRec zu spüren. Es ist kein Geheimnis, dass sich die Titelvielfalt der einzelnen Verbände in den letzten Jahren immer mehr in die Breite entwickelt hat. Einerseits geben große Verbände immer mehr kleine Titel aus, andererseits gibt es immer mehr neue Verbände, die Aufnahme in die BoxRec-Liste wollen. Irgendwann hieß es von BoxRec: Es werden keine neuen Titel mehr eingetragen. Punkt – soweit so gut oder nicht gut im Sinne der Gleichbehandlung.

Jetzt kommt da beinahe Unfassbare: Boxrec trägt auch keine Titel oder Titelkämpfe mehr ein, wenn der Verband auch nur irgendwie nicht zu passen scheint. Betroffen sind renommierte Verbände, die schon Veranstaltungen durchgeführt und Titel vergeben haben, bevor BoxRec überhaupt existierte. Also kann man da absolut nicht von „neuen Titeln“ sprechen. Die Folgen für diese Verbände sind enorm, weil wie bereits oben erwähnt: kein Eintrag, keine Anerkennung und folglich lückenhafte Kampfrekorde, was absolut schädlich ist.

Es liegt der Redaktion von boxenplus.de/BOXWELT.com Mailverkehr vor, der die Situation an einem Beispiel genau erklärt. So schreibt z.B. ein Verbandsvertreter an BoxRec.

Zitat:

„…Ich bitte um dein Verständnis. Diese beiden Verbände arbeiten aktiv mit allen Titeln seit den 80er Jahren, also noch bevor es das Boxrec gab.

Wir gehen aber so langsam zugrunde und die anderen lachen sich tot und nutzen die Situation aus.

Boxrec ist hier absolut parteiisch und wir sind sehr verzweifelt…und werden wohl durch diese Situation in den Ruin getrieben.

Du an unserer stelle würdest dich sicherlich auch nicht wohl fühlen.

Unsere Promoter wollen das wenn bei ihnen um Titel geboxt wird auch die Titel eingetragen werden, sonst boxen sie bei anderen Verbänden.

Ist dies das Ziel von Boxrec?

Sortiert ihr jetzt die großen gegenüber den kleinen aus? …“

Geldpresse

Es gab eine Antwort von BoxRec, wenn auch eine fast ernüchternde.

Zitat:

„…Welche Titel sollen denn genau rein?

Wie ich bereits mehrmals erklärt hatte werden im neuen System Titel nach Bezahlung eingetragen. Da Du nicht warten magst bis das neue System online ist, werden wir eine Ausnahme machen und Euch vorziehen. 

Pro Titel $700=€500 pro 365 Tag (pro Jahr)

XXX Inter-Continental und welcher XXX? 

Oder XXX Continental?

Und XXX female?

Bitte die genauen Bezeichnungen nennen, damit ich die Rechnung richtig schreiben kann….“

Boxrec will also in Zukunft für jeden einzelnen eingetragenem Titel eines Verbandes 500 Euro bzw. 700 Dollar pro Jahr abkassieren, damit dieser Titel dann für 365 Tage eingetragen wird. Das dann Jahr um Jahr, damit das mit dem Eintrag auch so bleibt. Dieses „neue System“ ist dann wohl gleichzusetzen mit der Genehmigung zum Geld drucken für BoxRec.

Man nutzt eine beinahe Monopolstellung schamlos aus um Verbände und Veranstalter bis hin zu den Boxern zur Kasse zu bitten. Zweifelhaft ist allerdings, ob man diese Nummer nur mit den kleinen Verbänden abzieht um sie vom Boxmarkt zu verdrängen oder ob auch die großen Verbände den gleichen Obolus zu entrichten haben. Für einen der „Großen“ wie den WBC, würde das bei ca. 30 verschiedenen Titeln eine jährliche BoxRec-Gebühr von über 20 000 Dollar ausmachen. Für einen der 4 großen Verbände vielleicht nicht viel, aber für kleine Verbände werden dann offizielle Einträge zum Luxus, den man sich einfach kaum noch leisten kann. Wohl bemerkt, es geht um das Eintragen von einer Zeile in eine Datenbank. Nicht um einen zu protokollierenden internationalen Staatsakt.

Will BoxRec diese Gebühren tatsächlich durchsetzen? Werden in Zukunft alle Verbände zur Kasse gebeten oder entscheidet BoxRec von Fall zu Fall, wer wieviel „abdrücken“ muss um seine Titel dauerhaft eingetragen zu bekommen? Man kann gespannt sein, wie sich diese Entwicklung fortsetzt und wie lange die BoxRec-Datenbank als fast alleinige Boxeintrag-Institution Bestand hat. Für das Geld, dass man in Zukunft ausgeben soll, finden sich auch ein paar Betroffene, die sich zusammentun und eine eigene Datei ins Netz stellen – ohne sich weiter von BoxRec abzocken zu lassen.

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