Baysangurov vs Pitto – TKO nur 2 Sekunden vor dem Schlußgong

Foto: news-on-tour.de Bei der Begegnung zwischen Zaurbek Baysangurov (29(21)-1(1)-0) und Guido Nicolas Pitto (18(7)-3(1)-0) ging es am 12. April in Brovari / Ukraine um die IBO-Titelverteidigung Baysangurovs im Halbmittelgewicht. Der ukrainische Lokalmatador war schon einmal IBO- und WBO-Champ in dieser Gewichtsklasse, musste allerdings wegen einer Trainingsverletzung pausieren und bekam den WBO-Titel aberkannt. Die IBO war da nicht so kleinlich und warscheinlich froh darüber, so einen Top-Boxer überhaupt als WM zu haben. Diesen Titel verteidigte er nun erstmals wieder am Samstag durch einen TKO 12-Sieg in letzter Sekunde.

Herausforder Pitto boxte so, wie wir ihn aus den Kämpfen gegen Reda Zam Zam und Jack Culcay kennen. Er war beweglich und setzte gute und variable Treffer, die den Titelträger allerdings wenig beeindruckten, weil es Pitto wohl an Schlaghärte fehlt. Baysangurov tat es ihm gleich, allerdings mit etwas höherer boxerischer Qualität. Pitto war zwar oft im Rückwärtsgang, boxte aber dennoch aktiv mit.

IBO gürtel

So verging Runde um Runde. Bei den Punktrichtern musste sich auf jeden Fall die deutliche Überlegenheit des Titelträgers abgezeichnet haben. Beide lieferten sich einen offenen Kampf ohne viel Geklammere oder sonst welche Pausen. Man sah deutlich, dass Pitto nicht zum Verlieren angereist war. Er war schlichtweg der boxerisch unterlegene und kassierte eine Unmenge Kopf- und Körpertreffer. Dennoch steckte er nicht auf oder ließ in seiner Aktivität nach. Man muss wirklich staunen, was dieser Junge wegstecken kann. Der Einsatz, der in diesem Kampf von beiden Seiten kam, war echt enorm. Wenn man sich vergleichsweise lahme Kämpfe bei den zu gleicher Zeit in Deutschland stattfindenden Events betrachtet, sind das Welten, die dazwischen liegen.

Man kann es nicht anders sagen: Baysangurov vs Pitto boxten diesen Kampf mit vollem Einsatz und auf einem anderen Level, wenn auch nicht auf dem gleichen. Baysangurov war in fest jeder Runde einen Tick besser und die Masse der Treffer, die Pitto einstecken musste, hinterließen natürlich ihre Wirkung. Obwohl immernoch aktiv und wehrhaft, merkte man spätestens ab Mitte der 11. Runde, dass Pitto schon auf „Überlebensmodus“ umgeschaltet hatte und nur noch durchkommen wollte. Baysangurov traf jetzt fast nach Belieben und Pitto legte so machen Tanz hin. Wäre Runde 11 noch 10 Sekunden länger gegangen, hätte das schon da das „Aus“ bedeuten können.

Das setzte sich in der letzten Runde fort. Pitto kämpfte sozusagen auf der „letzten Rille“. Kurz vor Schluß strauchelte er nach einem Schlagabtausch in Infight erst nach vorne in die Seile und kippte dann „out of Balance“ nach hinten weg. Er stand sofort wieder auf und wollte weiter machen. Schließlich war der Schlußgong ja schon fast zu hören. Das verhinderte allerdings Ringrichter Giustino Di Giovanni aus Italien, der schon so manches mal durch seine eigenwilligen Entscheidungen aufgefallen ist. Ganze 2 Sekunden von Kampfende erklärte er den Kampf für beendet und brockte dem tapferen Pitto damit seine erste TKO-Niederlage ein. Ob diese Entscheidung tatsächlich notwendig und richtig war, ist zu bezweifeln, denn in diesen 2 Sekunden wäre es zu keinem weiteren Schlagabtausch mehr gekommen. Baysangurov hat seinen Titel so oder so erfolgreich verteidigt, doch den Ruhm für den Kampfgeist in diesem WM-Fight muss er auf jeden Fall mit Pitto teilen.

Hier der Kampf. Sehenswerter als das Gewürge, dass man anderweitig am letzten Wochenende serviert bekam:

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