Maja Milenkovic – Ich war jung und brauchte das Geld

Fotos: Heiko Schmitt // Tim Blendermann

Maja_MilenkovicEs sollte nur fair sein, auch einmal Boxer / Boxerinnen zu Wort kommen zu lassen, die sonst nur als Helfer für die Karrieren Anderer herhalten. Sie werden gebucht, kämpfen und verschwinden sofort aus dem Schweinwerferlicht, wenn sie ihren Job erledigt haben. Das kann man gut oder schlecht finden, aber so läuft das nun mal im Profiboxen.

Eine von denen, die sich für das Vorwärtskommen anderer zur Verfügung gestellt haben, ist die Serbin Maja Milenkovic, auch „Maya Wyoming“ genannt. Ihr Kampfrekord bei BoxRec: 5(1)-8(2)-0. Die ersten 6 Kämpfe gingen gleich mal komplett nacheinander weg verloren. Das sind die nüchternen Zahlen. Die sagen allerdings wenig darüber aus, was dahinter steckt. Nachdem man ein paar Worte mit der 24-jährigen gewechselt hat, ist man etwas schlauer, auch wenn es Nichts ändert.

Maja, wie bist du zum Profiboxsport gekommen? Hattest du eine Amateurkarriere?

Maja Milenkovic: Ich habe mit 19 Jahren mit dem Kickboxen angefangen. Das lag mir sehr gut und ich hatte Erfolge. Ich kämpfte für den Kickbox-Club „Red Star Belgrad“ und war 3 Jahre lang in der Kategorie bis 57 kg serbischer Champion. Ich liebe das Kämpfen sehr und wollte immer mehr lernen. So kam ich zum klassischen Boxen. Mein Trainer war Branko Dimic, ein olympischer Silbermedailliengewinner. Einer der besten serbischen Boxer.

Du hast die ersten 6 Kämpfe am Stück verloren. Hat dich das nicht irgendwie demoralisiert?

Das Thema ist schwierig. Meine Lebensumstände waren eben so, dass ich Geld brauchte. Ich war mitten im Studium und meine Mutter wurde krank. Sie musste ins Krankenhaus und operiert werden. Das war Alles mit Kosten verbunden. Ich rede nicht gerne darüber, aber ich habe mich auf diese ersten 6 Kämpfe des Geldes wegen eingelassen. Meine Tagesabläufe waren hart. Morgens Uni und abends Training. Ob ich alle 6 Kämpfe wirklich verloren habe, weiss ich nicht. Die Punktrichter haben gegen mich und für die Heimkämpfer entschieden. Aber ich liebe das Boxen und ich bleibe dabei. Auch mit diesen 6 Niederlagen zum Anfang.

Du hast u.a. 2 Kämpfe gegen die Griechin Kallia Kourouni gemacht. Im ersten Kampf im April 2015 über 4 Runden hast du mit 3x 36:40 eindeutig verloren. Ein Jahr später ging es über 10 Runden und es gab eine SD-Entscheidung mit 93:97, 92:99 und 96:94 (der Boxrec- Eintrag „94:94“ ist falsch). Wie denkst du darüber?

Der zweite Kampf gegen Kallia war hart. Ich konnte nicht Alles zeigen was ich kann. Manche Runden waren knapp und es hätte vielleicht auch ein Unentschieden sein können. Aber sie hat in den 10 Runden mehr geben können als ich und ich bin nicht böse, dass ich verloren habe. Kallia Kourouni ist eine gute und willensstarke Boxerin.

Maja, demnächst wirst du in der Schweiz im Ring stehen. Deine Gegnerin ist Viviane Obenauf, die auch Veranstalterin dieses Events in Interlaken ist. Dabei geht es um den vakanten WBF International Titel im Leichtgewicht. Was denkst du über diesen Kampf?

Ich weiss, dass sie als ihre eigene Promoterin in diesen Kampf geht und gehe davon aus, dass sie einen Heimbonus hat. Es wird sehr schwer sein, gegen sie nach Punkten zu gewinnen. Ich weiss, dass ich meine maximale Leistung abrufen muss, wenn ich gewinnen will. Sie ist eine gute Boxerin, aber auch ich werde Alles geben um sie zu schlagen.

Besten Dank für diesen kleinen Einblick. Und viel Glück für den Kampf am 25. März in Interlaken.

Es dürfte für „Maya Wyoming“ tatsächlich schwer sein, ihrer Boxkarriere noch den richtigen Kick nach oben zu geben. Vielleicht geht es besser und ist bedeutend stressfreier, wenn sie weiter einfach nur „einen guten Job“ macht.

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