Selcuk Aydins Trainer im Interview
Robert Rolle: "Die Professionalität war der Unterschied!"
Am Samstag bekam Weltergewichtler Selcuk Aydin, 26(19)-3(1)-0 die Chance, auf HBO gegen den unbesiegten Ukrainer Viktor Postol zu kämpfen. Am Ende setzte es für den türkischen Nationalhelden und KO-König allerdings eine schwere KO-Niederlage, womit seine US-Pläne Schaden genommen haben. Doch was waren die Gründe für die Niederlage? Im Interview mit Boxwelt.com berichtet Aydins Trainer Robert Rolle, der bereits Benjamin Simon zum IBF Intercontinental-Titel führte, über seine Erfahrungen mit dem türkischen Star.
Was für ein Gefühl war es, im Rahmen einer so großen Veranstaltung zu boxen?
Es war ein Hammer Gefühl! die ganze Veranstaltung war Mega-Professionell. Ich hab Leute kennengelernt, die ich sonst nur aus dem TV kenne. Beim TV Meeting gab es Interviews mit Max Kellermann, Larry Merchant und Roy Jones Jr. Unsere Tapes wurden von Freddy Roach kontrolliert. Alles in allem ein super Erlebnis!
Was hat an diesem Abend den Unterschied zwischen den beiden Kämpfern ausgemacht?
Der Unterschied war die Professionalität. Selcuk ist nicht leicht zu trainieren. Speziell in Trabzon war das für mich als Gast sehr schwer. Seine Mentalität und die Tatsache, dass wir gleich alt sind haben dafür gesorgt, dass es keine richtige Trainer/Schützling Beziehung mit dem genügenden Respekt gab. Daraus resultierten viel Stress und Diskussionen im Training. Im Endeffekt habe ich viele Abstriche in meiner Trainingsplanung gemacht was ein sehr großer Fehler meinerseits war. Aber ich wollte meine Chance nutzen und Diskussionen vermeiden. Es gab weiter 2 lokale Trainer, die mich zwar haben machen lassen, aber einen wesentlich besseren Kontakt zu Selcuk hatten. Zu guter Letzt war dann noch das Gewicht. Ich habe durch Benny (Benjamin Simon, Anm. der Redaktion) diesbezüglich einige Erfahrung gesammelt und meinte zu ihm, wie wir es hinbekommen würden. Er meinte jedoch, er kenne seinen Körper und er mache das schon seit Jahren. Wieder habe ich ihn machen lassen. Auch das war ein Fehler, er hat vier Tage nichts gegessen und getrunken. Beim warmmachen musste er sogar eine Pause einlegen, weil seine Beine fest wurden. Das alles sollen keine Entschuldigungen sein. Wir tragen als Team die Verantwortung und haben einen Sieg nicht verdient. Ich für meinen Teil werde in Zukunft meine Vorstellungen und Anweisungen im Training zu 100 Prozent durchsetzen und keine Kompromisse mehr eingehen. So oder gar nicht, wenn ich der Trainer bin.
Wie geht es nun für euch weiter? In den USA dürfte es nach mehreren Niederlagen schwer werden. Was können die Fans noch von Selcuk Aydin erwarten?
Ich weiß weder, ob es noch ein uns gibt, noch ob Selcuk überhaupt nochmal boxt. Wenn er nochmal boxen sollte wünsche ich ihm von Herzen alles Gute! er ist ein super Sportler und Mensch, muss aber so wie wir alle professioneller werden.
Ich habe sehr viel gelernt und bin richtig heiß geworden. Ich werde hart an mir als Trainer arbeiten und mich weiterbilden. Da wo ich am Wochenende war, will ich dauerhaft hin.
Das war die Champions League! Ein Ziel, für das ich noch viel lernen muss, aber auch werde!