Lange Wartezeiten vor schöner Kulisse
Ismail Özen: Niederlage bei Chaos-Veranstaltung

Dass bei einem Boxkampf ärztliches Personal anwesend sein muss, ist keine Neuigkeit. Dass der BDB zusätzlich einen Krankenwagen verlangt, auch nicht. Leider fehlte dieser trotzdem, als Ismail Özen zum Kampfabend in die Kulturkirche Altona einlud. Die Zuschauer, darunter zahlreiche Prominente, warteten rund 4,5 Stunden auf irgendein Ereignis. Im herrschenden Chaos ging der gute Zweck des Abends leider etwas unter. Özens Organisation „Kampf deines Lebens“ wollte durch das Event eigentlich auf Gewaltprävention durch Boxtraining aufmerksam machen. Stattdessen ließ die Security die Leute irgendwann nicht einmal mehr zum Rauchen vor die Tür. Offenbar befürchtete man, die Kirche würde sich leeren. Es wurde später und später. Schließlich wurden drei Kämpfe gestrichen, weil man die Veranstaltung aus rechtlichen Gründen bis Mitternacht beenden musste.
Mittelgewicht, 8 Runden
Im ersten Kampf kollidierten Predag Radosevic, 28(10)-1(1)-0 und Andy Thiele, 1(0)-29(5)-2. Der technisch bessere Radosevic konnte bereits in der 1. Runde mit harten Körpertreffern und variablen Kombinationen zum Erfolg kommen. Thiele, der ebenso tapfer wie überfordert war, musste bereits nach ca. 2 Minuten zum ersten Mal runter, rettete sich aber noch in die Pause. Doch Radosevic hatte Blut geleckt. In der 2. Runde reichte bereits ein Jab zum Körper, um Thiele auf die Bretter zu schicken. Der Magdeburger stand zwar noch einmal auf, musste aber nach einer weiteren Kombination von Radosevic endgültig die Segel streichen. Predag Radosevic siegte durch TKO in der 2. Runde, darf beim nächsten mal aber gerne wieder einen besseren Gegner vor den Fäusten haben.
Supermittelgewicht, 6 Runden
Der Hauptkampf wurde von Ismail Özen, 10(9)-2(1)-0 und Vaclav Polak, 5(3)-4(1)-0 bestritten. Statt Polak lief erst einmal ein anderer Boxer ein, was die Angelegenheit noch verzögerte. Der Kampf verlief zunächst eng. Rechtsausleger Polak arbeitete etwas mehr als Özen, der wiederum die etwas besseren Treffer im Ziel hatte. Im 2. Durchgang schaltete Polek einen Gang hoch und konnte Özen im Verlauf der Runde mehrfach hart treffen. Der Lokalmatador wirkte technisch unterlegen und keilte lediglich verzweifelt zurück, wenn der Tscheche attackierte. In der 3. Runde wurde Polak schließlich etwas übermütig und fing sich einige Konter, als er zu offen nachsetzte. Dennoch blieb der Tscheche aktiver und stellte Özen mehr als einmal in den Ecken. Dieser Trend setzte sich fort. Auch in der 4. Runde bestimmte Polak über weite Strecken den Kampf. Özer hatte zwar den einen oder anderen Einzeltreffer drin, ließ sich aber die meiste Zeit ausboxen. Polak landete sowohl den rechten Haken als auch seine linke Schlaghand und schien seinen Vorsprung auszubauen. In der 5. Runde kam kaum noch etwas von Özen zurück. Polak fuhr die Schlagfrequenz etwas herunter, landete aber bei seinen wenigen Aktionen klare Treffer. Özen wirkte verkrampft und schien konditionell bereits am Ende zu sein. Zum Glück für den Hamburger war der Kampf auf 6 Runden verkürzt worden. Özer holte noch einmal alles aus sich raus und konnte den 6. Durchgang ausgeglichen gestalten. Dennoch war am Ende klar, dass Polak an diesem Abend der Bessere Mann gewesen war. Vaclav Polak siegte mit 56-58, 58-58 und 56-58. Leider pfiffen die Zuschauer das gerechte Urteil aus. Ismail Özen selbst akzeptierte die Niederlage zumindest fair und verlieh dem Abend damit noch einen sportlichen Abschluss. Polak durfte sich über einen hoch verdienten Sieg freuen und bekam sogar Gratulationen von Kiez-Größe und Boxkenner Kalle Schwensen (Foto unten).
Halbschwergewicht, 4 Runden
Timur Dugazaev, 2(1)-0-0 bekam es anschließend mit Ludovig Gina, 1(1)-6(6)-0 zu tun. Dugazaev fackelte nicht lange und beendete den Kampf nach ca. 10 Sekunden durch seine rechte Schlaghand. Gina musste zu Boden und kam nicht rechtzeitig wieder hoch. Ob dies Wirkung oder mangelnde Lust war, ließ sich leider nicht feststellen. Der Treffer war aber zweifellos sehenswert.
Halbschwergewicht, 6 Runden
Abel Gevor, 6(4)-0-0 traf anschließend auf Josef Obeslo, 4(2)-16(2)-2. Rechtsausleger Gevor erwischte den besseren Start und konnte auch durch das ständige Klammern von Obeslo nicht am treffen gehindert werden. Immer wieder kam Gevors linker Haken zum Kopf durch und sicherte ihm die Runde deutlich. In der 2. Runde ein ähnliches Bild. Gevor landete harte Kopftreffer und baute seinen Vorsprung aus, während Obeslo in erster Linie am Halten war. Wirkung zeigte der Journeyman zunächst aber nicht. Auch im Verlauf des 3. Durchgangs änderte sich dieses Bild nicht. Gevor boxte locker seinen Stiefel runter, schaffte es aber nicht, seinen beherzten Gegner zu beeindrucken. In der 5. Runde wackelte Obeslo erstmals, wurde direkt im Anschluss aber etwas mutiger. Seine Attacken landeten allerdings meist auf der Deckung von Gevor, der weiterhin klar führte. Während des 6. Durchgangs gab es ebenfalls keine wirklichen Highlights. Gevor boxte seinen klaren Punktsieg nach Hause, verpasste es aber, den spektakulären Schlusspunkt zu setzen.
Leichtgewicht, 4 Runden
Danach boxte Tunahan Keser, 1(0)-0-1 gegen Tibor Berki, 1(1)-3(3)-0. Der von Khoren Gevor trainierte Keser startete sofort offensiv und schmetterte Berki mit einer krachenden Rechten auf die Bretter. Der Aufbaugegner stand zwar zum Erstaunen aller Anwesenden noch einmal auf, wurde aber von seiner Ecke aus dem Kampf genommen. Ein Hammer-Auftritt des jungen Talents!