Varol Vekiloglu – Leichtsinn führte zum KO

Das war wohl der Schock, mit dem keiner gerechnet hatte: Steve Krökel schlägt Varol Vekiloglu überraschend in Runde 4 KO. An gleicher Stelle, der Universal Hall in Berlin, gelang Vekiloglu im November 2012 ebenfalls ein Schock, als er seinen Extrainer Robert Rolle mit einem TKO 2 abservierte. Das war allerdings auch der letzte Sieg seinerseits. Nach diesem Triumph und dem damit verbundenen Gewinn des für ihn allerdings völlig wertlosen IBF-International-Titels im Cruisergewicht, sprang er als Ersatzgegener gegen Firat Arslan ein, wo er sich trotz viel zu kurzer Vorbereitungszeit wacker schlagen konnte, doch erwartungsgemäß nach Punkten verlor. Mit einer TKO-Niederlage gegen den in 20 Kämpfen ungeschlagenen Polen Krzysztof Glowacki im Kampf um den WBO-Interconti musste er sich dann als nächstes im Dezember 2013 abfinden.

Varol Vekiloglu vs Steve Kroekel

Nach diesen 2 Niederlagen in Folge musste ein sog. „Aufbaukampf“ her. Ein Kampf zur eigenen Stabilisierung gegen einen Gegner, der vermutlich schlagbar ist. Es sollte allerdings auch nicht zu leicht werden und deshalb wählte man Steve Krökel aus. Ein Gegner, mit dem Vekiloglu schon einmal 2010 im Ring stand und sich ein enges Gefecht lieferte. Damals entschieden die Punktrichter mit 2:1 (95:99, 97:96, 97:94) auf Sieg für Vekiloglu.

Dieser Kampf am 11. April 2014 hatte also eine Vorgeschichte. Was sich dann im zweiten Kampf ereignete, kam wohl etwas überraschend. Zumindest für Varol Vekiloglu, der sich in den ersten 3 Runden sicher war, dass dieses Comeback glücken würde. In Runde 4 dann ein beherzter Kopftreffer, den Krökel bei Vekiloglu anbringen konnte und damit das „Aus“. Vekiloglu ging schwer zu Boden. Er kam zwar wieder hoch und wollte weiter kämpfen, doch seine Balance war nicht da und damit endete dieser Kampf mit einer KO 4 Niederlage für ihn.

Jetzt, nach einigen Tagen Abstand, ergab sich die Gelegenheit mit Varol Vekiloglu ein paar Worte über den Kampf zu wechseln:

Johannes Passehl: Hallo Varol, ich hoffe du hast dich einigermaßen von dem kleinen Schreck erholt. Wie geht es dir jetzt?

Varol Vekiloglu: Mir geht es gesundheitlich sehr gut. Der Schock sitzt natürlich sehr tief. Mit diesem Ausgang habe ich überhaupt nicht gerechnet. Aber so ist das nun mal im Boxen. Das ist die Faszination, die dieser Sport mit sich bringt. Ein Schlag kann alles gewinnen oder beenden.

Johannes Passehl: Du hast in der jüngsten Vergangenheit ganz andere Kämpfe gemacht und z.b. deinen Ex-Trainer deklassiert oder auch gegen Firat Arslan trotz Punktniederlage einen guten Kampf abgeliefert. Bis zu dem KO-Schlag sah es auch gegen Steve Krökel gut für dich aus. Was war los? War es ein „Lucky Punch“?

Varol Vekiloglu: „Lucky Punch“ klingt etwas herabwürdigend. Um ehrlich zu sein hat Steve genau auf diesen einen Treffer gesetzt und ihn gesucht. Ich war einfach zu unvorsichtig und auch sehr leichtsinnig gewesen. Man muss ihm einfach gratulieren für diesen großartigen Sieg.

Johannes Passehl: Ich denke, dieser Kampf gegen Steve Krökel war eigentlich als Aufbaukampf gedacht, den du sicher gewinnen solltest. Dein Gegner hatte scheinbar eine andere Idee und wollte eine Revanche zum ersten Kampf, den du nach Punkten gewonnen hast. Wie siehst du das?

Varol Vekiloglu: Natürlich war es eine Revanche für ihn. Der erste Kampf verlief sehr eng und am Ende lautete das Urteil 2:1 für mich. Andersherum hätte es auch ausgehen können. Ich wollte mich mit diesem Kampf im Halbschwergewicht zurückmelden. Hat erstmal so nicht geklappt.

Johannes Passehl: Nach jetzt 3 verlorenen Kämpfen in Folge ist deine Situation sicherlich nicht gerade rosig. Was hast du jetzut direkt als Nächstes vor? Willst du sofort einen weiteren Kampf gegen Steve Krökel um diese KO-Niederlage auszuwätzen?

Varol Vekiloglu: Um ehrlich zu sein möchte ich einen direkten Rückkampf gegen Steve machen. In zwei Kämpfen steht es jetzt unentschieden. Es muss definitiv ein dritter Kampf kommen, so schnell wie möglich. In Berlin würde sich mit so einem Kampf jede Halle ohne weiteres füllen lassen. Wenn er einverstanden ist, machen wir Teil 3 und somit die Entscheidung. Ich respektiere ihn und würde mich sehr über einen weiteren, letzten Kampf freuen. Und die Fans sicherlich umso mehr.

Johannes Passehl: Mit jetzt genau 30 Jahren bist du eigentlich im besten Alter für den Boxsport. Wie wird es mit deiner Boxkarriere weiter gehen? Gibt es einen „Gameplan“ für die nächste Zukunft?

Varol Vekiloglu: Bisher gibt es keinen Plan für die Zukunft. Selbst wenn es einen geben würde, Steve hätte ihn deutlich durcheinander gebracht. Jetzt muss ich schauen, was in der näheren Zukunft möglich ist. Wie gesagt, ich brenne auf einen Rückkampf.

Damit ist die Lage wohl erst einmal erklärt, wenn auch noch nicht geklärt. Varol Vekiloglu ist zu einem dritten Kampf bereit und nun wäre es an Steve Krökel, sich dazu zu äußern. Auf jeden Fall hätte eine dritte Begenung der beiden Kämpfer endlich einmal so eine Brisanz, die man im deutschen Boxen nur selten findet. Doch wäre das ja nicht das erste mal, dass eine „Triologie“ im Boxen stattfindet. Man muss sehen, wie sich das jetzt entwickelt, ob beide Boxer zu einem dritten Kampf bereit sind und ob es einen Veranstalter gibt, der sich über ein garantiert ausverkauftes Haus freut.

Hier noch einmal der Kampf in voller Länge:

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