Sauerland-Event in Schwerin ein voller Erfolg
Von jungen Wilden und erfahrenen Haudegen
Unter dieser Überschrift zeigt die ARD-Seite www.Sportschau.de eine aussagekräftige Bilderserie, für die es kaum erklärender Worte bedarf. Neben erfahrenen Boxern kamen wieder einmal die jungen Wilden vom Sauerland-Team sowie Vincent Feigenbutz als Gastboxer zum Einsatz und zeigten durchweg gute Leistungen.
Der Hauptkampf war eine Demonstration von Brähmers routiniertem Boxen. Der Schweriner zeigte bereits in den ersten Runden,wer der Chef im Ring ist, hatte immer eine Hand mehr drin als Gegner Roberto Bolonti und lies sich auch in den folgenden Runden nicht die Butter vom Brot nehmen. Bestenfalls kann man dem Herausforderer die 5. Runde geben, die Brähmer nutzte um sich ein wenig auszuruhen und genug „Körner“ für die 2. Kampfhälfte aufzusparen. Das Urteil sprach dann auch eindeutig für Brähmer, der mit diesem Kampf deutlich machte, wie locker und mit einem Lächeln auf den Lippen er mit diesem Gegner fertig wurde. Während Bolonti noch versuchte in der letzten Runde eine Entscheidung zu seinen Gunsten zu erzwingen, blieb Brähmer locker und wusste, dass er den Sieg sicher in der Tasche hat. Das Urteil sprach dann auch eine eindeutige Sprache: 118:109 und 2x 119:108 für den WBA Weltmeister Brähmer.
Nach dem Kampf wurde mal wieder laut über einen Kampf gegen Bernard Hokins nachgedacht. Ob das eine so gute Idee ist, sei mal dahin gestellt. Sicher wird ein solchen Kampf eine Stange Geld bringen, doch gegen Hopkins in den USA zu gewinnen, sollte so gut wie unmöglich sein. Hopkins ist selbst für sein Alter noch zu slik um sich KO schlagen zu lassen und ein Punktsieg ist so gut wie ausgeschlossen. Da müsste Brähmer schon überdeutlich dominant boxen und Hopkins in jeder Runde deklassieren – anders würde kein Punktrichter der Welt die Boxikone Bernard Hopkins untergehen lassen.
Eine Wortmeldung kam jedoch gleich nach dem Kampf von Karo Murat, dem ehemaligen Stallkollegen von Brähmer. Murat schrieb auf seiner Facebook-Seite:
„Jürgen ich empfehle dir gegen Hopkins nicht zu Boxen. Denn da hättest du keine Chance, nach so einer langweiligen Vorstellung was du da grade gezeigt hast. Tritt erst mal gegen mich an, bevor du es mit einer lebenden Legende aufnehmen willst!“
Das ist doch mal eine eindeutige Ansage. Brähmer gegen Murat – wäre ein Kampf mit einer gewissen Brisanz. Aber ob sich der Sauerland-Boxstall auf dieses Risiko einlässt? Man ist froh, einen Weltmeister wie Brähmer zu haben und wird seinen Titel nicht waghalsig riskieren. Ein Kampf gegen Hopkins wird wohl auch nur dann kommen, wenn dabei eine Millionenbörse aus den USA winkt und falls man von Hopkins Seite her überhaupt Interesse daran hat um den regulären WBA-Titel gegen Brähmer zu boxen. Ein Kampf gegen Murat vor heimischer Kulisse liegt da wohl noch eher im Bereich des Möglichen.
Das britische Sauerland – Schwergewicht David Price kam zu einem Punktsieg über den 39-jährigen Ukrainer Yaroslav Zavarotny. Eine Glanzleistung war das nicht gerade. Wenn er wie er sagt, demnächst in die Top 10 des Schwergewichts aufsteigen will, muss man sich fragen, wie er das machen will. Mit einer solchen wenig überzeugenden Vorstellung wie Gestern dürfte es schwer werden, sich überhaupt in den Top 25 zu halten.
Auch Firat Arslan konnte gestern Abend in einem Kampf gegen den 30-jährigen Ungarn Tamas Bajzath durch einen verdienten Punktsieg überzeugen. Höchstwahrscheinlich wird Arslan im August in einem Stallduell gegen Yoan Pablo Hernandez noch einmal die Chance auf einen WM-Titel bekommen. Zumindest wurde gestern Abend sehr viel und sehr laut darüber nachgedacht.
Die beiden Youngstars Kölling und Zeuge konnten gestern einmal mehr unter Beweis stellen, dass sie im Team von Tainer Röwer gut aufgehoben sind und von Kampf zu Kampf besser aussehen. Beide konnten durch diszipliniertes Boxen ihre Gegner eindeutig besiegen. Zeuge gelang das sogar durch TKO 9. Kölling holte sich einen hoch verdienten Punktsieg. Auch Sauerland-Boxer Noel Gevor kam zu einem Sieg und besserte mit einem TKO 2 – Sieg seinen Kampfrekord auf 12 Sieg (7 KO) auf.
Ein Rematch boxten 3-fach Weltmeisterin Cecila Braekhus und die Aachnerin Jessica Balogun aus. In diesem Kampf nutzte die norwegische „First Lady“ ihre Reichweitenvorteile gut aus und konnte der Herausforderin auch diesmal etwas den Schneid abkaufen. Balogun erwies sich auch in diesem Kampf als eine würdige Gegnerin, musste sich aber nach Punkten eindeutig geschlagen geben. Vielleicht fehlte auch ein bisschen mehr Vorbereitungszeit um besser abzuschneiden. Trotzdem kann Trainer Mario Guedes mit seinem Schützling sehr zufrieden sein. Baloguns Zeit wird gewiss noch kommen, wenn die „First Lady“ ihre Handschuhe an den Nagel gehängt hat. Es gibt momentan nicht viele Boxerinnen auf der Welt die in den Top 10 vor Balogun vertreten sind und wirklich besser wären als sie.
Einen weiteren vorzeigen Sieg konnte Vincent Feigenbutz aus Karlsruhe für sich verbuchen. Der als Gastboxer nach Schwerin eingeladene Supermittelgewichtler machte mit seinem Gegner aus Rumänien kurzen Prozess, obwohl eigentlich angedacht war, diesmal in einem längeren Kampf mehr Wert auf das boxerische Können zu legen. Diese Überlegung fand wohl bereits beim Wiegen ein Ende, als der Rumäne auf den 18-jährgen Karlsruher losgehen und ihn „killen“ wollte. Matchmaker Hagen Döring hatte seine Not, die beiden Kampfhähne voneinander zu trennen. Feigenbutz gab seine Antwort dann im Ring und das eindeutig. Er spielte mit dem Gegner bis in Runde 3. Dann zog er das Tempo an und lies eine brachiale Schlagserie auf Gheorge Sabau los. Der fiel um und der Kampf war vorbei. Damit war dann geklärt, wer hier wen killt.
Dieses Boxevent in Schwerin war durchgängig mit interessanten und sehenswerten Kämpfen besetzt. Auch wenn keiner der angereisten Boxer die als Heimboxer gesetzten bis auf „Messers Schneide“ gefährden konnte, bekamen die Zuschauer doch ein sehr gutes Event zu sehen, dass auf jeden Fall das Eintrittsgeld wert war. Als TV-Zuschauer und Boxfan hätte man sich vielleicht gewünscht, den kompletten Kampfabend zu sehen.
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