Angelo Europa Frank ist neuer IBO International Champion

Angelo Frank - Foto: Ralf Homburg

Angelo Frank – Foto: Ralf Homburg


„Boxen im Zirkuszelt“, kein Chichi, kein Stößchen. Promoter Winfried Spiering mag es bodenständig. Für ihn bedeutet „Boxen im Zirkuszelt“ authentischer und harter Kampfsport, ganz nach Wikingerart.
Die Offiziellen der IBO, die für den Fight um den international Title aus Übersee angreist waren, hatten so einen Event noch nicht erlebt. Sie standen nicht im VIP Bereich auf dem roten Teppich, sondern versanken bei frisch Gezapftem und Fleischspießen vom Grill knöcheltief im Matsch. Ein nicht enden wollender Starkregen hatte den Boden rund um die Gastro-Stände aufgeweicht.
Zum zweiten Mal veranstaltete das Wiking Team das „Boxen im Zirkuszelt“, bei dem ihr Superweltergewichtler und Zirkusartist Angelo „Europa“ Frank gegen den Kubaner Ericles Torres Marin um den vakanten „IBO International Title“ antrat.
„Europa“ dominierte den auf zehn Runden angesetzten Kampf, in dem der Kubaner sehr unsauber agierte. Er schubste und stieß mit dem Kopf. Marin kannte die Schlagstärke des Hamburgers und klammerte brachial alle Angriffe weg. Schrecksekunde in Runde Vier für die Wikinger. Ein tiefer Riss öffnete sich unter der linken Augenbraue ihres Kämpfers. Cutman Heiko Hühr leistete Schwerstarbeit, um die starke blutende Wunde zu schließen.
Jetzt drehte „Europa“ an der Temposchraube und ging aggressiv nach vorn. Ein Uppercut in der Sechsten läutete das Ende des Kubaners ein. Keine 30 Sekunden später riss ihn ein brachialer Kopfhaken von den Füßen. Der souveräne Referee Uwe Lorch gab den Kampf nicht mehr frei.
Frank war überglücklich und seine Fans aus dem Häuschen. Sie feierten ihren neuen IBO international Champion frenetisch und wollten ihn nicht mehr aus dem Zelt lassen.
Der Berliner Zeynel Elbir und Bakthiyar Isgandarzada aus Aserbaidschan bekriegten sich in einer gnadenlosen Sechs-Runden-Schlacht, die Zeynel klar für sich entscheiden konnte. Isgandarzada zeigte Sportsgeist und gratulierte ihm zum Sieg. Nicht ganz so fair war sein Trainer Adnan Öz, dessen Temperament komplett durchging. Lautstark ärgerte er sich über die Niederlage seines Schützlings. Nur mit Mühe konnte er geerdet werden.
Ünsal Arik kletterte gegen Mazen Girke in den Ring. Es war Girkes 103. Fight. Danach wollte er für immer die Boxhandschuhe ausziehen.
Entsprechend motiviert stieg er in den Kampf ein und attackierte mit geschlossener Doppeldeckung. Arik bestritt vor einem Jahr seinen letzten Kampf. Dennoch zeigte er sich erstaunlich beweglich. Mit schönen Sidesteps konnte er die schweren Fäuste des Berliners meiden. Trotzdem sah man, dass Ünsal Ringpraxis fehlte. Beim Umschalten von Verteidigung auf Angriff hakte es etwas und seinen Kombinationen fehlte die gefürchtete die Dynamik. Aber es reichte, die Jury hatte Ünsal nach den sechs Runden vorn. (58 : 57 56 : 58 58 : 56)
Eigentlich sollte Ronny Mittag seinen IBF Intercontinental Titel im Mittelgewicht gegen den in Kanada lebenden Ukrainer Vitali Kopylenko verteidigen.
Doch der hatte die Hosen voll und war für keinen zu sprechen. Auch nicht für die International Boxing Federation. Selbstverständlich lässt sich das der Verband nicht bieten und wird Kopylenko für die nächsten sechs Monate aus seiner Rangliste verbannen.
Für Kopylenko sprang Mihaly Donath ein. Der Ungar konnte Mittag zu keinem Zeitpunkt gefährden und war um Schadenbegrenzung bemüht. Doch Mühe allein genügt nicht gegen den besten deutschen Mittelgewichtler. Nach einem fiesen „Mittag-Haken“ war für Donath Schluss.
Agron Smakici und Nikola Milacic, die beide für die EC-Boxpromotion antreten, beendeten ihre Kämpfe ebenfalls vorzeitig.
Schwergewichtler Smakici hatte es eilig. Die Ringfotografen hatten ihre Kameras noch nicht im Anschlag, da gingen bei seinem Gegner Dennis Jochen die Lichter aus. Exakt 32 Sekunden benötigte der kroatische Hüne, um seinen Job zu erledigen. Als nächsten würde er liebend gerne den für die Sauerländer boxenden Michael Wallisch vor die Fäuste bekommen.
Smakicis Stallgefährte Nikola Milacic haute im Cruisergewicht Raoul Mbetou im ersten Durchgang runter. Danach war Mbetou auf der Flucht vor den brachialen Schlägen des ECB-Boxers. Mehrfach wurde er brutal durchgeschüttelt. Seine Ecke hatte ein Einsehen und gab in der dritten Runde auf.

Text: Wolfgang Wycisk

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