Eddie Hearn: Risiko lohnt sich

Eddie Hearn mit Nathan Cleverly

Eddie Hearn mit Nathan Cleverly

Wenn man sich die Boxlandschaft betrachtet, dann stellt man häufig fest, dass die Promoter und Veranstalter oft ihr möglichstes tun, um fordernde Gegner zu umschiffen. Zu wichtig erscheint es ihnen, einen unbesiegten Boxer zum vermarkten zu haben. Titelkämpfe gegen schwache Gegner dominieren, weil der Durchschnitts-Zuschauer dies eh nicht merkt. Und doch kriselt es besonders in Deutschland. Universum ist schon längst begraben, während auch Sauerland immer mehr in die Krise gerät und bereits auf ein frisch ausgehobenes Grab blickt. Ein Gegenbeispiel aus England zeigt, woran das liegt: Eddie Hearn ist ein Liebhaber riskanter Ansetzungen und gilt neben Al Haymon als mächtigster Mann im aktuellen Profiboxen.

Nein, wie ein Boxpromoter sieht er wirklich nicht aus, der Eddie Hearn. Mit skurrillen Figuren wie Don King hat er wenig gemeinsam. Stattdessen wirkt der Brite eher, wie ein Bankmanager. Jung, gutaussehend und stets elegant gekleidet. Doch er versteht sein Handwerk, wie aktuell kein zweiter. Seine Matchmaker haben ausdrücklich die Anweisung, die Kämpfe auf die Beine zu stellen, welche die Leute sehen wollen. Kein Wunder, dass er zuweilen sogar das Wembley-Stadion vollbekommt. Zwei Mal war dies bereits der Fall. Erst war es das Rematch zwischen Carl Froch und George Groves, dann die Schwergewichts-Schlacht zwischen Antony Joshua und Wladimir Klitschko. 90.000 Zuschauer strömten ins Vorzeige-Stadion der Insel und ließen die Kassen klingeln.

Das Risiko, dass Hearn eingeht, bekommen seine Boxer regelmäßig zu spüren. Da wurde Kell Brook gegen Gennady Golovkin gestellt und bereitet sich aktuell, direkt aus einer Niederlage kommend, auf den US-Superstar Erroll Spence vor. James DeGale musste bereits mehrfach in den USA ran, um auswärts Erfolge einzufahren. Seinen WM Titel hält er noch heute. Nathan Clevery musste sich seinen Titel in Deutschland holen, indem er Jürgen Brähmer schlug. Und seine Talente Callum Smith und Rocky Fielding ließ Hearn sogar im direkten Duell aufeinander los. Denn der Brite weiß: Wer Erfolg haben will, muss den Fans die Kämpfe geben, die gerfordert werden. Der muss dafür sorgen, dass es eine klare Nr.1 in der Gewichtsklasse gibt und actionreiche Ansetzungen machen.

Der Erfolg gibt Eddie Hearn recht. Zahlreiche Weltmeister stehen auf seiner Gehaltsliste und boxen regelmäßig in Kämpfen, über die man spricht. Und sein Unternehmen Matchroom Boxing scheffelt Geld wie Heu. Hearn ist ein mahnendes Beispiel für die Konkurrenz, dass der Erfolg langfristig über den sportlichen Wert und nicht alleine über den Anschein desselben kommt.

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