Nachbericht: Boxen bei Budokan Lübeck

PC120001

Am Samstagabend bekamen die Norddeutschen Boxfans eine sehenswerte Veranstaltung des Vereins Budokan Lübeck vorgesetzt. In zahlreichen spannenden Kämpfen, in denen sich sowohl Nachwuchstalente als auch die Elite maßen, bekam man so man spannendes Gefecht zu sehen. Neben vielen Schleswig Holsteinern waren auch Boxer aus Mecklenburg Vorpommern, Berlin und Dänemark angereist.

Kadetten, 43 Kilo (Wettkampfsparring)

Als erstes trafen Sadek Lazem (Traktor Schwerin) und Erik Lieske (Marner TV) aufeinander. Lazem erwischte den etwas besseren Start und boxte Lieske mit variablen Einzelhänden aus der Distanz aus. Zudem streute der Schweriner immer wieder Auslagenwechsel ein, welche es Lieske erschwerten, die richtige Distanz zu finden. In der 2. Runde wurde der Kampf enger. Lieske schaffte es, die Bewegungen seines Gegenübers nun besser zu lesen und arbeitete zunehmend gut mit dem Jab. Dadurch motiviert, wurde der Marner in der 3. Runde deutlich aggressiver und trieb den abbauenden Schweriner mit langen Geraden vor sich her. Nachdem beide Kämpfer noch einmal alles aus sich herausgeholt hatten, endete das Wettkampfsparring, welches letztendlich auf Augenhöhe verlaufen war.

Junioren 60 Kilo (Wettkampfsparring)

Nun bekam es Tugay Kaya (Boxclub Lübeck) mit Delil Cetin (Kaltenkirchner TS) zu tun. Cetin boxte zunächst aus dem Rückwärtsgang heraus, während Kaya darum bemüht war, Druck auszuüben. Zunächst war der Kaltenkirchner mit seiner besonneneren Kampfweise  erfolgreicher und landete einige schöne Konter. Im Verlauf des 2. Durchgangs kam Kaya aber zunehmend auf, schnitt die Wege gut ab und kam immer wieder zu schönen Treffern. Diese Tendenz setzte sich auch im 3. Durchgang fort, als Kaya den Druck nochmals erhöhte. Cetin baute nun immer mehr ab und wackelte sogar kurz, nachdem er einen harten Treffer von Kaya eingesteckt hatte. Doch der Kaltenkirchner biss sich durch und schaffte es ohne weitere Schrecksekunden über die Zeit.

Schüler, 36 Kilo

Im ersten Wertungskampf boxte Malte Ludwig (Traktor Schwerin) gegen Tim Wenck (Marner TV). Es entwickelte sich ein sehr enges Gefecht, in dessen Schlagabtäuschen sich keiner klar absetzen konnte. Den Unterschied schienen in dieser Phase lediglich 1-2 klare Treffer zu machen, welche Ludwig für sich verbuchen konnte. Wenck kam aber zunehmend auf und war im Verlauf des 2. Durchgangs der aktivere Boxer. Ludwig hielt immer noch mit, musste aber hinnehmen, dass sein Vorsprung wieder ausgeglichen wurde. In der 3. und letzten Runde konnte der Schweriner ein wenig adaptieren und setzte seinen Jab häufiger ein, um die richtige Distanz zu finden. Dies zahlte sich auf, da sich Ludwig mithilfe dieser Technik wieder Vorteile erarbeiten konnte. Am Ende sicherte sich Malte Ludwig einen knappen Punktsieg.

Jugend, 69 Kilo

Anschließend maßen sich Benito Sprick (Sportfreunde Neukölln) und Endrit Djafa (Eckernförde). Sprick startete druckvoll und war darum bemüht, seine schwere Rechte ins Ziel zu bringen. Djafa verstand es aber meist, sich dieser zu entziehen und klare Konter zu setzen, welche ihm in der Anfangsphase Vorteile verschafften. Sprick blieb aber dran und konnte in der 2. Runde aufholen. Djafa wurde nun zunehmend defensiver und ließ es an klaren Aktionen vermissen. Sprick hingegen agierte nicht besonders einfallsreich, aber dafür effektiv. Im 3. Durchgang blieb der Kampf eng. Es war inzwischen ein sehr unsauberes Gefecht mit Klammereien und tiefen Köpfen. Sprick blieb der aggressivere Boxer, während Djafa die technisch feinere Klinge führte, diese aber nur sparsam einsetzte. So kam es letztendlich darauf an, wessen Stil die Punktrichter bevorzugten. Diese entschieden sich für Endrit Djafa, der sich über einen einstimmigen Punktsieg freuen durfte.

Kadetten, 54 Kilo

Arne Schulz (Traktor Schwerin) traf anschließend auf Hakob Hakobyan (Boxclub Lübeck). Es war ein Aufeinandertreffen zweier Rechtsausleger, welche sich einen engen Kampf lieferten. Schulz schien zu Beginn ein wenig präziser zu sein, konnte sich aber nicht entscheidend absetzen. In der 2. Runde kam Hakobyan schließlich auf und landete aus den wilden Schlagabtäuschen der beiden Kämpfer heraus die besseren Treffer. Es entwickelte sich nun zunehmend eine wahre Ringschlacht, in welcher beide Boxer mit offenem Visier agierten. Im 3. und letzten Durchgang wurde das Tempo nochmals erhöht. Sowohl Schulz als auch Hakobyan hatten ihre Momente, wobei die Treffer des Lokalmatadors einen Hauch zwingender erschienen. So kam es, dass der Lübecker den Punktsieg für sich verbuchen konnte.

Junioren, 51 Kilo

Jetzt waren Mickel Gieringe (Dänemark) und Achraf Godje (Eckernförde) an der Reihe. Godje erwischte einen guten Start, indem er den mehrfachen dänischem Meister mit schnellem Rein- und Raus ausboxte. Vor allem der Jab von Godje erwies sich als effektives Mittel, um die Distanz zu überbrücken. Gieringe benötigte ein wenig Zeit, um in den Kampf zu finden, schaffte es aber in der 2. Runde besser zum Zug zu kommen. Godje landete zwar gleich zu Beginn eine harte Rechte, wurde anschließend aber von zahlreichen variablen Kombinationen des Dänen erwischt. In der Schlussrunde fuhr Gieringe damit fort, lange Serien zu schlagen. Godje wurde nun häufig beim Aufbau seiner Angriffe gestört und hatte zunehmend Mühe, in Schlagdistanz zu kommen. Gieringe wirkte nun deutlich schneller als zu Beginn und nutzte seine flinken Beine, um sicheren Abstand zu Godje zu halten. Am Ende siegte Mickel Gieringe verdient nach Punkten.

Elite, 64 Kilo

Im letzten Kampf vor der Pause kollidierten Surik Jangosian (Traktor Schwerin) und Ali Al Saadi (Budokan Lübeck). Beide Boxer starteten sehr aggressiv und einigten sich auf ein Duell, welches Fuß an Fuß ausgetragen wurde. Es kamen harte Treffer auf beiden Seiten zustande, wobei der deutlich erfahrenere Jangosian zu Beginn etwas mehr Präzision an den Tag legte. Al Saadi ließ sich jedoch nicht beirren und schaltete im 2. Durchgang noch einen Gang hoch. Der Lübecker marschierte ununterbrochen und konnte seinem Kontrahenten mit Dauerdruck und schweren Haken ordentlich zusetzen. Letztendlich kam es also auf die 3. und alles entscheidende Runde an. beide Kämpfer holten noch einmal alles aus sich heraus und hatten im Verlauf des brutalen Schlagabtauschs, welcher das Publikum hörbar begeisterte, ihre Momente. Die Punktrichter entschieden sich am Ende hauchdünn für Surik Jangosion, dessen Erfahrung sich letztendlich durchsetzte.

Frauen, 51 Kilo (Wettkampfsparring)

Nach der Pause bekamen die Zuschauer ein Sparring zwischen Annemarie Stark (Plön) und Bentje Andresen (Plön) zu sehen. Beide Kämpferinnen standen nicht zum ersten mal gemeinsam im Ring, sodass sich entsprechend nicht viel spektakuläres ereignete. Stark, immerhin eine der besten Boxerinnen Deutschlands, nahm sich sichtlich zurück und lieferte sich mit ihrer beherzten Gegnerin ein leichtes Sparring.

Schüler, 44,5 Kilo

Nun kam die Stunde von Haddi Golagha (Traktor Schwerin) und John Bielenberg (Budokan Lübeck). Rechtsausleger Bielenberg arbeitete zu Beginn gut mit dem Jab und lockte Golagha immer wieder mit hängenden Fäusten, um anschließend harte Konter mit der linken Schlaghand zu landen. Der Schweriner wiederum mühte sich redlich, fand zunächst aber kein Mittel, um seinem unbequemen Gegner beizukommen. In der 2. Runde fuhr Bielenberg damit fort, harte Treffer zu landen. Die Linke des Lübeckers schien Golagha gar nicht verfehlen zu können und sammelte zuverlässig Punkte. Golagha versuchte zwar alles, rannte bei seinen Vorstößen aber immer wieder in die Konter rein, welche blitzschnell und zudem recht hart angeflogen kamen. Dieses Muster setzte sich auch im 3. Durchgang fort. Golagha landete zwar Einzeltreffer, hatte unter dem Strich aber klare Nachteile, was Anzahl und Wirkung der Treffer betraf. Bielenberg blieb bis zum Ende konzentriert und boxte seinen klaren Punktsieg entspannt nach Hause. (Foto oben)

Kadetten, 57 Kilo

Daniel Schwarz (Traktor Schwerin) bekam es anschließend mit Harut Hakobyan (Boxclub Lübeck) zu tun. Es entwickelte sich ein recht enger Kampf, bei dem sich zunächst keiner der Boxer klar absetzen konnte. Schwarz schien allerdings einen kleinen Hauch besser zu treffen. Dieses Muster blieb auch im 2. Durchgang erhalten. Beide Kämpfer lagen technisch eng beieinander, wobei Schwarz aber in den meisten Schlagwechseln 1-2 Treffer mehr drin hatte. Dies kostete aber scheinbar viel Kondition. In der 3. und letzten Runde konnte Hakobyan nämlich viele harte Treffer landen und die Schlussphase erfolgreicher gestalten, als die vorhergehenden Runden. Schwarz baute nun zunehmend ab, zehrte letztendlich aber von seinem Vorsprung und feierte einen verdienten Punktsieg.

Junioren, über 80 Kilo

Danach waren Max Maschmann (Kaltenkirchen) und Aram Piloyan (Boxclub Lübeck) an der Reihe. Maschmann startete gut und konnte seinen Kontrahenten mehrfach mit dem Jab in die Ecke treiben. Beim Nachsetzen mangelte es dem Kaltenkirchner aber an Distanzgefühl, sodass Piloyan der Schlaghand meist ausweichen und härtere Treffer vermeiden konnte. In der 2. Runde kam der Lübecker schließlich langsam auf. Maschmann war noch immer aktiver, erwischte aber häufig nur die Luft, während Piloyan sehr verhalten, dafür aber effektiv boxte. In der 3. Runde ging dem Kaltenkirchner schließlich die Puste aus, sodass der Kampf ein wenig Aktionsarm wurde. Piloyan behielt nämlich seine niedrige Schlagfrequenz bei und begnügte sich damit, seinen Kontrahenten mit dem Nötigsten auszuboxen. Am Ende siegte Aram Piloyan nach Punkten.

Jugend, 56 Kilo

Nun kam es zum Duell zwischen Usub Tamojev (Traktor Schwerin) und Kaan Yildiz (Boxclub Lübeck). Tamojev erwischte den etwas besseren Start und konnte in einer engen Runde die etwas klareren Treffer für sich verzeichnen. Yildiz stellte sich aber schnell um und konnte ab dem 2. Durchgang zunehmend schöne Konter landen. Tamojev hatte nun Probleme, ein Mittel gegen die Präzisen Attacken seines Gegners zu finden, blieb aber unbeirrt bei der Sache. So kam es, dass der Kampf eng blieb und sich keiner der beiden allzu deutlich abzusetzen vermochte. Vor der 3. und alles entscheidenden Runde schien noch alles offen zu sein. Erneut war Yildiz mit harten Kontern zur Stelle. zudem schien der Lübecker die leicht bessere Beinarbeit zu haben, mit der er Tamojevs Angriffen auswich und sich in die richtige Position für den Gegenschlag manövrierte. Letztendlich durfte sich der Lübecker dann auch über einen knappen Punktsieg freuen.

Elite, 69 Kilo

Muhamad Chahrour (Sportfreunde Neukölln) bekam es nun mit dem 5 Kilo leichteren Lokalmatador Ahmed Al Saadi (Budokan Lübeck) zu tun. es entwickelte sich eine brutale Schlacht, zu deren Beginn beide Kämpfer den Infight suchten. Al Saadi attackierte mit variablen Kombinationen, fing sich aber eine Reihe harter Konter, welche ihn ordentlich durchschüttelten. In der 2. Runde kam der Lübecker aber wieder zurück, konzentrierte sich ein wenig mehr auf kontrollierten Druck und verstand es, seine überlegene Technik zu nutzen. Chahrour blieb gefährlich und landete harte Einzeltreffer, wurde nun aber immer wieder von schnellen Kombinationen erwischt, ohne die entsprechende Antwort geben zu können. Im 3. Durchgang wurde Al Saadi ein Punkt wegen Kopfstoßes abgezogen. Dies wirkte ein wenig überzogen, da beide Kämpfer gleichermaßen an den Zusammenstößen beteiligt waren, die sich bei dem harten Infight zwangsläufig ergaben. Mit diesem Handicap im Rücken stürmte Al Saadi noch einmal mit aller Kraft nach vorne und suchte die Entscheidung. Chahrour konnte in der folgenden Keilerei noch den einen oder anderen Konter landen, geriet insgesamt aber enorm in Bedrängnis, sodass Al Saadi noch einmal wichtige Treffer landen konnte. Die Punktrichter hatten am Ende ein Unentschieden stehen. Somit hatte der Punktabzug einen Sieg des Lübeckers verhindert.

Elite, über 91 Kilo

Im letzten Kampf des Tages boxte Alexander Müller vom Berge (Sportfreunde Neukölln) gegen Temur Mamojan (Telekom Lübeck). Beide Boxer stiegen mit beachtlichen KO Quoten in den Ring. Mamojan zeigte sofort, weshalb und brachte V. Berge mit einer harten Rechten ins Wanken. Daraufhin beschloss der Ringrichter, den angeschlagenen Berliner anzuzählen. Anschließend setzte Mamojan entschlossen nach und landete eine Reihe weiterer Treffer. Als V. Berge nach kurzer Zeit in die neutrale Ecke taumelte, brach der Ringrichter das Gefecht ab. Ein TKO Erfolg in der 1. Runde für Temur Mamojan, der inzwischen für Hanse Wismar in der 2. Bundesliga aktiv ist.

Kommentare

Kommentare