Krasniqi vs. Williams: Körperverletzung für den „Guten Zweck“

Luan Krasniqi vs Danny Williams "Charity"

Eigentlich sollte der Abend im Zeichen der guten Tat stehen. Eine Reihe von Charity Boxkämpfen, in denen u.a. Luan Krasniqi (Foto), Firat Arslan und Porsche Chef Uwe Hück antraten, fand am vergangenen Samstag in Ludwigsburg statt. Der Hauptkampf gibt allerdings Anlass zur Diskussion. Denn im Grunde war das, was man da im Namen der guten Sache tat, nichts anderes als fahrlässige Körperverletzung.

Kein Zweifel: Danny Williams war einst ein starker Boxer. Europameister und WM Herausforderer. Ein Mann, der sogar mit einer ausgekugelten Schulter noch siegte. Doch das ist Jahre her. Inzwischen ist Williams weit über den Berg und boxt nur noch, um seinen Kindern die teure Privatschule zu ermöglichen, auf der er sie zu besseren Zeiten anmeldete. Dafür tingelt Williams mit einer Lizenz, die er sich irgendwo auf dem Balkan organisiert hat, durch die Länder und fängt sich eine Niederlage nach der anderen ein. Der einstige Tyson-Bezwinger ist längst zum namhaften Journeyman verkommen.

Bereits als Williams gegen Krasniqi in den Ring wankt, wird eines deutlich: Dieser Mann hat nichts mehr im Ring verloren! Unsichere Schritte und ein glasiger Blick ins Nichts bestimmen das Bild. Die Körpersprache wirkt verwirrt. Man muss wahrlich kein Arzt sein, um zu erkennen, dass es ein Risiko ist, diesen Mann mit einem halbwegs fitten Sportler in den Ring zu schicken. Viel zu viele Schläge im Verlauf einer langen Karriere haben Spuren hinterlassen.

Nach Beginn des Kampfes stellt sich Williams als harmlos heraus. Seine Schläge – Langsam. Es erinnert an Unterwasser-Boxen, was er zustande bringt. Krasniqi hat keine Probleme, den einstigen EM mit klaren Treffern zum Wackeln zu bringen. Williams Kinn war nie das Beste. Inzwischen ist der Körper aber kaum noch fähig, einen kräftigen Jab ohne Gleichgewichtsprobleme einzustecken. Zum einen ist die Birne weichgeprügelt, zum anderen die Beinarbeit unsicher. Trotzdem schleppt sich Williams bis in die 4. Runde, ehe er eine Reihe von Hinterkopfschlägen kassiert und runter muss. Es ist das Ende des Kampfes. Immerhin versucht der Sieger Krasniqi, den mehrfach wieder umfallenden Williams irgendwie vom Boden aufzuklauben. Es wirkt fast, als hätte er das Gefühl, etwas wiedergutmachen zu müssen.

Was bleibt, ist ein schaler Beigeschmack. Guter Zweck schön und gut. Aber gerade bei einer solchen Veranstaltung sollte man keine fahrlässige Körperverletzung betreiben. Was da in Ludwigsburg passiert ist, war heuchlerisch. Wenn man einen abgehalfterten Ex-Star braucht, dann hätten es gesündere Gegner auch getan. Sportlich bot Williams schließlich nichts, was man nicht ersetzen könnte. Was man aber halt nicht ersetzen kann, ist der Sieg über Tyson. Vermarktung ist halt auch beim Charity-Boxen nichts, was man sich sparen kann. Auch wenn es in diesem Fall heuchlerisch wirkt, dass man es auf dem Rücken eines hilflosen, kranken Mannes austrug.

Nach dem Kampf wurde eine Fortsetzung nächstes oder übernächstes Jahr angedroht. Vielleicht boxt man dann ja, um die Pflegekosten für Mago Abdusalamov zu bezahlen. Am besten gegen Danny Williams. Das wäre wenigstens konsequent.

Kommentare

Kommentare

1 Trackbacks & Pingbacks

  1. Körperverletzung für den “Guten Zweck” | OPERATION 300

Kommentare sind deaktiviert.