Susi Kentikian – Das Kurzinterview

Eigentlich sollte es ein kurzes Interview zu ihrem künftigen Vorhaben mit ihrer eigenen Boxpromotion werden. Doch das Gespräch nahm einen etwas anderen Verlauf als gedacht. Die Presse hatte vorab darüber berichtet, dass Susi Kentikian die Firma „Kentikian Sports“ gegründet hat und in Zukunft eigene Boxveranstaltungen plant. Darauf angesprochen, zeigte sich die Weltmeisterin etwas enttäuscht, weil sie ihr Vorhaben erst dann richtig publik machen wollte, wenn alles wirklich spruchreif ist. Die Presse hatte es allerdings eilig, die „gute Nachricht“ unters Volk zu bringen.

Susi, nach dem Auslaufen des Vertrages mit Felix Sturm sind das ja erst einmal gute Nachrichten: Du hast die Absicht, mit einer eigenen Promotionfirma dich selbst und andere Boxer zu vermarkten. Wie weit ist dieses Vorhaben schon voran gekommen?

Susi Kentikian: Ja, das stimmt. Allerdings wollte ich mit der Bekanntgabe noch zumindest so lange warten, bis jedes Detail geklärt ist. Das wird hoffentlich Mitte bis Ende Juli oder Anfang August soweit sein. Bis dahin kann und möchte ich noch nicht viel zu den Einzelheiten sagen. Ich stehe mit vielen Partnern in Verhandlungen und wir sind dabei, ein stimmiges Gesamtpaket zu schnüren, das keine Eintagsfliege sein wird. Deshalb bitte ich um noch etwas Geduld. Es wird umfangreiche Informationen geben, sobald alles unter Dach und Fach ist.

Vielleicht etwas Allgemeines: Du wirst dich also selbst promoten und bei deinen Events auch andere Boxer zum Zuge kommen lassen. Gibt es da schon ein paar Namen, die man erfahren könnte? Mit wem willst du in Zukunft zusammenarbeiten?

Susi Kentikian: Ich bin dabei, viele Optionen zu durchdenken. Auf jeden Fall sollen junge Nachwuchsboxer ihre Chance bekommen, die bereits eine gute Amateurlaufbahn hinter sich haben. Seit Wochen sprechen mich andere Boxer an, die gerne bei mir Boxen würden. Ich bin schwer am rotieren, schaue mir Kämpfe an und wähle aus, wer in Frage käme. Es wird in der ersten Zeit auch nur Einzelverträge geben, für jeweils einen Kampf. Ich muss erst sehen, wie sich alles entwickelt, bevor ich längerfristige Absprachen oder Verträge machen kann.

Die letzten Monate seit dem Vertragsende bei Felix Sturm waren sicher nicht leicht für dich. Wie hast du diese Zeit empfunden?

Susi Kentikian: Genau so wie wohl jeder, dessen Vertrag nicht verlängert wird und erst einmal ohne Job dasteht. Da gehen einem tausende Gedanke durch den Kopf, die sich nur darum drehen, wie es nun weiter gehen soll. Im Nachhinein bin ich aber zu dem Schluss gekommen, dass es eine Art von Befreiung war. Ich kann jetzt meine Zukunft frei planen. Ich möchte noch mindestens 3 Jahre dem Boxsport als Aktive treu bleiben und bin noch längst nicht am Ende meiner Ziele. Jetzt möchte ich erst einmal als Promoterin Fuß fassen und natürlich selbst ein paar gute Fights machen.

Wie gestaltet sich jetzt dein Training? Ist Magomed Schaburow noch dein Trainer?

Susi Kentikian: Nein, Magomed Schaburow ist jetzt Trainer von Felix Sturm. Er hat die Nachfolge des verstorbenen Fritz Sdunek angetreten und hat mit Sturm einen bestehenden Vertrag. Ich trainiere jetzt wieder in Hamburg und bin Magomed Schaburow dankbar für die lange Zeit, die wir miteinander verbracht haben. Ich habe durch viel von der russischen Boxschule mitbekommen. In in der letzten Zeit habe ich gemerkt, dass ich in meinen Kämpfen nur noch von der Basis gezehrt habe, die mein früherer Trainer Frank Rieth in mir gelegt hat. Es kamen keinen neuen Impulse mehr und ich bin gerade dabei, zurück zu meinen Wurzeln zu finden. Das bedeutet allerdings auch, dass das Training wieder weitaus härter ist, als in der letzten Zeit. Frank Rieth hatte nicht ganz Unrecht, als er vor 2 Jahren sagte, ich habe Einiges von meinen Biss verloren. Ich werde mich nicht neu erfinden können, aber ich fange da wieder neu an, wo ich aufgehört habe, mich weiter zu entwickeln. Frank Rieth steht mir in allen Trainingsfragen beratend zu Seite. Mein Trainer ist allerdings nicht Frank Rieth, sondern Artur Grigorian, den ich ebenfalls schon seit Jahren gut kenne und vertraue.

Gibt es bereits eine Gegnerin für deinen ersten Kampf in Eigenregie?

Susi Kentikian: Nein, wir haben mehre in Frage kommende Boxerinnen angefragt. Es gibt aber noch keine konkrete Gegnerin. Unter anderem haben wird auch Raja Amasheh eine Angebot gemacht. Wie haben aber sehr weit auseinander liegende Vorstellungen, was die Kampfbörsen betrifft. Die Zeiten, wo der Universum-Boxstall meinen Gegnerinnen 5-stellige Summen gezahlt hat, sind nun mal leider vorbei. Manche meiner damaligen Gegnerinnen haben so viel Geld noch nie auf einem Haufen gesehen und haben sich und ihre Familien damit komplett saniert. Das ist momentan beim Frauenboxen überhaupt nicht mehr drin.

Es gäbe da ja vielleicht auch noch ein paar offene Rechnungen aus der Vergangenheit. Wie stehst du dazu?

Susi Kentikian: Ich bin da sehr offen. Ich mache mal die Ansage, dass ich in Zukunft wieder an Titelvereinigungskämpfe denken werde. Zumindest die Titel der Verbände WBO und WBC wären interessant für mich. Das sind langfristige Ziele. Vorher kommt vielleicht noch etwas Anderes, mal sehen.

Mit „offener Rechnung“ meinte ich deine Niederlage gegen Melissa McMorrow und den knapp gewonnenen Kampf gegen Nadia Raoui. Das Urteil war damals hauchdünn.

Susi Kentikian: Ich kann mir gut vorstellen noch einmal gegen Beide zu boxen. McMorrow ist WBO-Weltmeisterin. Das ist ein Gürtel den ich schon einmal hatte und wieder zurück erobern will. Ich würde auch noch einmal gegen Nadia Raoui kämpfen, wenn es ihr Wunsch ist und sie den sportlichen Ehrgeiz hat, sich noch einmal zu motivieren. Wenn wir uns vertraglich einigen können, steht einem Rematch absolut Nichts im Wege.

Das sind ja mal gute Nachrichten. Jetzt sind wir alle mal gespannt, was es demnächst zu verkünden gibt. Bis dahin drücken wir dir die Daumen, dass alles nach Plan läuft.

Susi Kentikian: Ich werde alles daran setzen, die Medien und die Boxfans ausreichend zu informieren. Zu gegebener Zeit wird alles an Infos rausgehen, was man über die neue „Kentikian Sports“ – Promotion wissen muss.

Man kann also durchaus gespannt daraufsein, was man demnächst von und über die „Kentikian Sports“ hören wird. Läuft alles nach Plan, gibt es vielleicht schon im Herbst die erste Veranstaltung, bei der Susi Kentikian nicht nur Boxerin sondern auch Promoterin sein wird.

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