Carl Froch – Alle Titel futsch

achdem Carl Froch bereits seinen IBF-Titel im Supermittel verloren hat, ist ihm nun auch der WBA-Titel kampflos abhanden gekommen. Grund dafür: Aberkennung wegen Inaktivität. Das mit dem IBF Gürtel hatte er wohl kalkuliert. Das mit dem WBA-Titel erwischte ihn doch schon eher überraschend, um nicht zu sagen: eiskalt.

Froch sollte nach Willen der IBF seinen Titel gegen seinen Landsmann James DeGale verteidigen. Das gefiel Froch nicht besonders. Er gab eine Ellenbogenverletzung als Begründung an, um diesem Kampf zu entgehen. Soweit die offizielle Version. Inoffiziell hieß es, er wolle den Kampf nicht, weil er ihm nicht bringt. Statt dessen wollte er in diesem Jahr endlich in den USA boxen. Als mögliche Gegner nannte er Chaves jr und Hopkins. Froch wollte mit diesen Kämpfen seine Karriere krönen. Mit beiden Boxern wurden Verhandlungen aufgenommen, bisher noch ohne Ergebnis. Das ihm deswegen der IBF-Titel aberkannt wurde, nahm Carl Froch billigend in Kauf. Er hatte Aussicht auf große Fights, die womöglich ruhmreicher und lukrativer für ihn wären. Der IBF-Titel wird nun am 23. Mai zwischen James DeGale und Andre Dirrell in Boston ausgeboxt.

Aber jetzt kommt im Februar die WBA auf die glorreiche Idee, ihren Superchamp Andrè Ward und den regulären Weltmeister Carl Froch zu einem Pflichtkampf gegeneinander aufzufordern.  Offenbar trug der Verband damit dem Umstand Rechnung, dass beide schon viel zu lange nicht mehr im Ring standen und ihre Gürtel verteidigt haben. Andrè Ward kämpfte zuletzt im November 2013 gegen Edwin Rodriguez (24-1-0) und besiegte ihn recht eindeutig mit 118:116, 117:107 und 116:118. Carl Froch stand zuletzt 2x gegen George Groves (21(16)-2(2)-0) im Ring und konnte ihn im November 2013 und Mai 2014 jeweils vorzeitig besiegen.

Es gab einen regelrechten Schlagabtausch zwischen beiden Seiten, wo der Kampf stattfinden sollte. Froch wollte in Nottingham kämpfen, Ward natürlich lieber in den USA.Der Daily Mail“ sagte Froch Anfang März::

„Ich habe in den USA gegen Ward gekämpft. Deshalb ist es jetzt nur richtig, dass er hierher kommt. Wenn er wirklich ein großer Champion sein will, muss er gezwungen werden, aus seiner Komfort-Zone heraus zu kommen. Ich habe mich zu ihm gewagt. Jetzt ist er dran. Er wird feststellen, dass ich hier ein ganz anderes Tier sein werde, als ich es in dieser Nacht auf dem Boardwalk (Boardwalk Hall, Athlantic City) war.“

Andrè Ward konterte öffentlich über Twitter:

Bevor es zu einer Einigung kommen konnte, zog Ward eine andere Option. Er beantragte bei der WBA, vor dem Kampf einen Zwischenkampf machen zu können. Als Gegner hat er sich einen anderen Briten ausgesucht: Paul Smith, der zuletzt 2x gegen Arthur Abraham verlor und trotz eher bescheidener Ranglistenposition nun einem dritten guten Payday entgegen sehen kann. Danach sollte es den Pflichtkampf zwischen Ward und Froch geben. Doch jetzt kam es anders. Die WBA kam zu dem Beschluss, Carl Froch den regulären WBA-Titel abzunehmen: Begründung: Inaktivität. Der Verband hat das Recht, nach 9 Monaten den Titel für vakant zu erklären, wenn absehbar ist, dass der Titelträger in den nächsten 120 Tagen den WM-Gürtel nicht verteidigen wird. Schöne Bescherung für Carl Froch, der nun sowohl den IBF- als auch den WBA-Titel kampflos verloren hat.

Darüber sind sowohl Carl Froch als auch Eddie Hearn reichlich „angepisst“. Froch ging eigentlich davon aus, dass die Pflichtverteidigung wegen seiner Ellenbogenverletzung um ein paar Monate zurück gestellt wird. Er glaubte daran, dem Pflichtkampf gegen Ward im Sommer nachzukommen.

Doch der Verband WBA entschied nun anders. Der ursprünglich als Kampf um den „Interim“-Titel angesetzte Fight zwischen Felix Sturm und Fedor Chudinov wird nun der Kampf um den regulären WBA-Titel.

Über diese Entscheidung sind fast alle Beteiligten recht glücklich. Ward kann einen einfachen Kampf machen. Sturm und Chudinov können um einen „echten“ WM-Titel kämpfen. Nur Carl Froch, der dürfte sich ganz schön ärgern. Er machte seinem Ärger Luft und twitterte: „Für diejenigen, die es nicht wissen: Ich schlug George Groves im Wembley-Stadion vor fast 80 000 Menschen vor fast einem Jahr – ja es ist wahr!“

Promoter Eddie Hearn meinte dazu per „Sky Sports“: „Carl ist um seinen Titel beraubt worden!“ Das muss man einfach mal so stehen lassen. Die Vorgehensweise der WBA ist in diesem Fall mehr als merkwürdig. Fair geht jedenfalls anders. Ob Froch, nun seiner Titel ledig, überhaupt noch weiter boxen wird, ist fraglich. Kommen keine großen Fights zustande, war es das für ihn. Noch einmal hinten anstellen wird Carl Froch sich wohl kaum.

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