Wladimir Klitschko vs Kubrat Pulev – Die offenen Fragen danach

Nachdem nun wohl fast jeder gesehen hat, wie dieser IBF-Pflichtkampf und um mehrere andere Gürtel im Schwergewicht ausgegangen ist, bleiben einige Fragen offen, die man stellen könnte. Ob es jemals zufriedenstellende Antworten darauf gibt, muss offen bleiben. Aber es ändert alles nichts an dem Resultat: Kubrat Pulev ging gegen Wladimir Klitschko in Runde 5 KO. Eine Niederlage mit deutlicher Ansage schon ab Runde 1. Wladimir Klitschko vs Kubrat Pulev

Um als erstes mal auf Pulev und seinem Team herumzuhacken: Was hat Pulev sich eigentlich dabei gedacht, sich so offen und auch noch so unbeweglich zu präsentieren? Hat er schon einmal einen Klitschko Kampf angesehen und mit seinem Trainerteam darüber diskutiert, wie man Klitschko taktisch klug beikommen oder sogar schlagen kann? Dachte er wirklich er kommt mit seiner Art, sich vor so einen Gegner zu stellen zum Erfolg? All das „hätte“, „sollte“, „müsste“ oder „könnte“ nützt nun natürlich nicht mehr. Pulev, nach Povetkin schon die zweite große Hoffnung oder besser enttäuschte Hoffnung, ging krachend KO. Schlechter hätte es kaum kommen können. Doch warum? Die Antwort: Doof an- und hingestellt. Kerzengerade vor dem Gegner aufgebaut, fast keine Beinarbeit, keine Meidbewegungen, steif in der Hüfte, löchrige Deckungsarbeit. So kann man sich vor einem Gegner aufbauen, wenn man total überlegen ist und es gar nicht nötig hat, sein Gegenüber zu fürchten. Pulev wollte mutig boxen, aber das misslang zu 100%. Die Niederschläge und das KO zeugen davon.

Die Kritik, die Pulev vor dem Kampf gegen Wladimir Klitschko äußerte, verpufft angesichts dieses Kampfresultats. Doch vergessen wir mal nicht die Kritikpunkte, die Pulev ins Feld führte: Wladimir Klitschko entzieht sich während der Trainingsphasen, vor den Kämpfen und auch allgemein unangemeldeten Dopingkontrollen. Er macht nur die vom BDB vorgeschriebenen Kontrollen im Zusammenhang mit einem Kampf. Pulev dagegen unterzieht sich regelmäßig und zu jeder Zeit einem unangemeldeten Dopingtest, wann immer der verlangt wird. Sagen wir es deutlich: Pulev sagt damit, Klitschko habe etwas zu verbergen und er kommt damit auch ohne Konsequenzen durch. Jeder andere Leistungssportler unterliegt der Kontrolle, Klitschko würde sich dem nicht beugen. Muss man erst einmal so stehen lassen. Darüber nachzudenken geht in den Bereich der Spekulation.

Ein weiterer Punkt sind die Handschuhe. Wie man immer wieder hört, sind es nicht genau gleiche Handschuhe, die in einem Klitschko-Kampf von beiden Boxern verwendet werden. Während sich die Klitschko-Gegner mit Handschuhen „von der Stange“ begnügen müssen, boxt der Super-Champ mit speziell für ihn hergestellten Exemplaren. Einen solchen Handschuh dürfen seine Gegner weder in Augenschein nehmen, noch selbst im Kampf benutzen. Nach Angaben von Pulev soll es auch nicht einmal möglich gewesen sein, direkt beim Hersteller in den USA ein solches Paar in Augenschein zu nehmen und zu prüfen. Klitschko-Handschuhe sind scheinbar „Top-Secret“ – warum eigentlich? Fair ist das sicher kaum. Dies Handschuhe bleiben wohl vorerst ein Geheimnis. Ebenso, weshalb sich Pulevs und Klitschkos Bandagen so unterscheiden.

Kritik an Klitschko ist unerwünscht. Ein „FAZ“ – Journalist, der sich gewagt hatte etwas über Pulevs Kritik an Klitschko zu schreiben, wurde kurzerhand von seinem normalen Presseplatz am Ring auf einen Platz weit weg vom Kampfgeschehen verwiesen. Offenbar als Reaktion auf seinen Text durfte er sich den Kampf vom Oberrang aus ansehen – viertletzte Reihe, inmitten des bulgarischen Pulev-Fanblocks. Dort saßen auch 3 ukrainische Reporter. Der FAZ-Mann konnte allerdings nicht ergründen, weshalb auch sie in Ungnade gefallen waren.

Letztendlich spielt das Alles aber „nur“ eine Nebenrolle und ob man nun die schwache Vorstellung Pulevs damit entschuldigen kann, muss bezweifelt werden. Egal wie der Kampf auch immer ausgegangen wäre: Es war Pulev selbst, der seine KO-Niederlage begünstigt hat. Mit einer solchen steifen und unbeweglichen Körperhaltung stellt man sich einfach nicht vor einen Klitschko. Es war die blanke Einladung, KO geschlagen zu werden. Das Pulev daraus aber scheinbar nichts gelernt zu haben scheint, wird deutlich wenn an zumindest ein paar Brocken von den Worten übersetzt, die Pulev nach dem Kampf an seine angereisten bulgarischen Fans richtete: Klitschko habe nicht fair geboxt und beim nächsten mal wird er gewinnen. Es wird kein nächstes mal geben. Zumindest nicht für Pulev. Der Zug ist abgefahren, leider. Wieder eine lang gehegte Hoffnung zerstört, es käme mit Pulev jemand, der Klitschko gefährlich werden könnte.

Bleiben die Fragen, die Pulev vor dem Kampf aufwarf. Warum wird Wladimir Klitschko nicht genau so kontrolliert wie jeder andere Leistungssportler auch? Was hat es mit seinen Handschuhen auf sich und weshalb wird darum so ein Geheimnis gemacht? Pulev selbst muss sich fragen, wie er darauf gekommen ist so einen Stil zu boxen und damit seine vorzeitige Niederlage zu begünstigen.

Laut letzten Meldungen der BILD-Zeitung schließt Klitschko-Manager Bernd Bönte einen Kampf gegen Shannon Briggs nicht mehr aus. Vorrang habe allerdings ein Kampf um den WBC-Gürtel. Passend dazu präsentiert BILD auch gleich eine Abstimmung. Nach jetzigem Stand wollen 73% einen Kampf zwischen Klitschko und Briggs sehen. Die permanent voran getriebene Verblödung funktioniert scheinbar doch.

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