Robert Stieglitz vs Arthur Abraham III – Gürtel wechselt den Besitzer

Robert Stieglitz vs Arthur Abraham III

Robert Stieglitz vs Arthur Abraham III - Gürtel wechselt den Besitzer

Die dritte Auflage dieser Kampfpaarung hielt das, was sie von vorn herein versprach. Es wurde ein spannendes Gefecht mit einem hochdramatischen Ausgang. Auffallend war die Kampfführung von Stieglitz. Er boxte von Beginn an aktiv angreifend im Stil eines Herausforderers.

Auffallend war aber auch, dass Robert Stieglitz fast alle seine Angriffe durch sofortiges Klammern abschloss, wohl um die zu erwartenden Konter Abrahams unmöglich zu machen. Man konnte bald annehmen, dass die Klammeraktionen ein wesentlicher Bestandteil der Kampfführung des Weltmeisters sind. Das behinderte zwar den offenen Schlagabtausch, ist aber ein legales Mittel um den Gegner an seinen Aktionen zu hindern.

Robert Stieglitz vs Arthur Abraham III

Nachdem Stieglitz sich durch seine häufigen Aktionen und unübersehbare Ringdominanz in den ersten Runden eigentlich ein sicheres Punktepolster verschafft hatte, gelang es Abraham ab der Kampfmitte immer wieder, mit schweren Einzelhänden ins Ziel zu kommen. Das hinterließ bei Stieglitz langsam aber sicher seine Spuren.

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Ringrichter Genaro Rodriguez bekam genug damit zu tun, beide Boxer immer wieder voneinander zu trennen. Abraham wurde ab Runde 5 etwas aktiver, weil er wohl erkannte, dass er Stieglitz nicht vollkommen das Heft des Handelns überlassen kann, wenn er ihm den Titel abnehmen will. Er musste nicht nur kontern, sondern auch selbst angreifen und kam so zu einigen guten Aktionen und sicheren Treffern. In den Runden 8 und 9 gab es wegen Nachschlagen für Abraham und Stieglitz wegen Klammen je einen Punkt Abzug. Beide Entscheidungen des Ringrichters waren eigentlich nicht unbedingt nötig, doch da jeder einen Punkt gestrichen bekam, sollte das nicht entscheidend für das Kampfurteil sein.

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Bis zum Ende der 11. Runde war Stieglitz kaum anzumerken, dass er sich während dieses Kampfes ausgepowert hatte. Doch das hohe Tempo forderte auch bei ihm seinen Tribut. Er vernachlässigte die Deckung etwas und schob seinen Kopf etwas zu sehr nach vorne. Eigentlich hätte er die 12. Runde ruhig angehen lassen können um den sicher geglaubten Punktsieg ohne weiteres Risiko zu sichern. Doch auch zu Beginn der letzten Runde marschierte Stieglitz vorwärts und fing sich harte Konter ein. Nach einem Volltreffer, der ihn sichtlich durchschüttelte, brachte Abraham kurz darauf noch einen heftigen Schlag an und Stieglitz musste eine halbe Minute vor Kampfende runter auf das Knie. Bemerkenswert dabei war, dass Abraham noch wohl „im Eifer des Gefechts“ nachschenkte, als Stieglitz schon kniete. Stieglitz wurde angezählt, konnte sich aber mit knapper Not über die letzte Runde retten.

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Das Urteil zu diesem Kampf lässt Raum für Diskussionen und unterschiedliche Meinungen. Punkrichter Michael Pernick (USA) wertete 113:112 für Stieglitz, Clark Sammertino (USA) 111:114 und Paul Thomas (Großbritannien) wertete 110:115 für Abraham. Damit wurde Arthur Abraham zum neuen WBO-Weltmeister. Man mag sich jetzt fragen, wie so ein Urteil zustande kommt. Was zählt eigentlich für einen Punktrichter? Der aktivere Boxer, der Runde um Rund nach vorne marschiert und kämpft oder zählen die wirksamen Einzelschläge des anderen Boxers mehr?

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Geht es nach den Punkturteilen von Sammertino und Thomas, hätte Stieglitz den Kampf auch dann verloren, wenn er die letzte Runde gewonnen hätte. Stieglitz hatte sich ausgepowert und war am Schluss weit im „roten Bereich“ seiner Kräfte. Abraham setzte in der Schlussphase alles auf seinen „Abraham-Hammer“ und war nahe dran, Stieglitz zu finishen. Gelungen ist es jedoch nicht. Robert Stieglitz und sein Team sehen sich um Sieg und Titel betrogen. Als TV-Zuschauer hatte man eigentlich das Gefühl, dass Stieglitz 7 oder gar 8 von 12 Runden für sich entschieden hat. Sah das direkt am Ring anders aus? Nach Meinung von 2 Punktrichtern hat Robert Stieglitz in diesem Kampf nur 3 bzw. 4 Runden gewonnen. Im Umkehrschluss hätte Abraham dann 8 oder 9 von 12 Runden für sich haben müssen. Welche sollen das gewesen sein? Auch ohne irgend eine eingefärbte Fanbrille kann man an diesem Urteil Zweifel hegen.

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