Frauenboxen der Extraklasse

Nachbericht: Round Robin in Wittenburg (Tag 1)

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Am ersten Tag des „Round Robin Turniers“ in Wittenburg bei Schwerin konnten die Zuschauer 16 Kämpfe von Weltformat bestaunen. Die Frauen-Nationalmannschaften aus Irland, Russland und Deutschland boten Boxen vom Feinsten. Die Zuschauer, die sich im Alpincenter Wittenburg, einer Indoor-Skihalle, eingefunden hatten, bekamen von der knallharten Schlacht bis zum taktischen Gefecht die ganze Bandbreite des Sports geboten. Desolat verlief der Abend allerdings für die Mannschaft aus Irland, die keinen einzigen Sieg einfahren konnten.

48 Kilo

Als erstes trafen Svetlana Grevanova (Russland) und Annemarie Stark (Deutschland) aufeinander. Die Rechtsauslegerin aus Russland startete offensiv und konnte Stark mit schnellen Kombinationen zusetzen. Die Plönerin war beherzt, fand aber zunächst keinen Zugang zum Stil ihrer Gegnerin. Auch in der 2. Runde blieb Grevanova etwas besser. Stark fand aber zunehmend besser rein und hatte den einen oder anderen Einzeltreffer drin. Im 3. Durchgang konnte Grevanova immer dann zum Zug kommen, wenn sie Stark in den Infight ziehen konnte. Die Russin war dort trickreicher und wusste zuweilen auch durch unsaubere Taktiken die besseren Treffer zu setzen. In der 4. und letzten Runde versuchte Stark noch einmal alles und landete einige Körpertreffer. Grevanova konnte aber ihre internationale Erfahrung ausspielen und sich einen klaren Punktsieg sichern.

51 Kilo

Jetzt bekam es Saiana Sagataeva (Russland) mit Sarah Bormann (Deutschland) zu tun. Es entwickelte sich ein unterhaltsames Gefecht mit vielen Schlagabtäuschen, in deren Verlauf Bormann mit ihrer Rechten zum Erfolg kam. Sagataeva konnte aber immer dann, wenn sich die Boxerinnen nach dem Clinch lösten, einige Hände ins Ziel bringen. Auch in der 2. Runde blieb Bormann leicht besser. Die Hessin bereitete ihre Angriffe schön mit dem Jab vor und schloss dann mit präzisen Schlaghänden zum Kopf ab. Sagataeva landete einige Konter, musste die Runde aber dennoch klar abgeben. Im 3. Durchgang konnte sich die Russin besser auf Bormann einstellen und marschierte offensiv nach vorne. Bormann, normalerweise selber im Vorwärtsgang, musste nun einige Treffer einstecken und erst einmal ihre Taktik anpassen. In der 4. Runde setzte Sagataeva entschlossen nach und ging ein enormes Tempo. Bormann feuerte aber beherzt zurück und konnte mehrere Konter landen. Am Ende siegte Sarah Bormann dank ihres starken Beginns knapp nach Punkten.

54 Kilo

Anschließend boxte Tatiana Zrazhevskaya (Russland) gegen Ornella Wahner (Deutschland). Wahner konterte die Angriffe ihrer Gegnerin mehrfach mit schnellen Links-Rechts Kombinationen ab und konnte so wichtige Punkte sammeln. Zrazhevskaya startete die meisten Angriffe, hatte aber noch Probleme mit ihrer Präzision. In der 2. Runde konnte die Russin etwas besser reinkommen, musste aber nach wie vor die schnellen Hände der Berlinerin einstecken. Wahner blieb sehr konzentriert und zeigte technisch niveauvolles Boxen, welches ihr auch Erfolg brachte. Dies setzte sich im 3. Durchgang fort. Immer wieder konnte Wahner mit ihrer Links-Rechts Kombination Treffer setzen, während Zrazhevskaya zwar Einzeltreffer drin hatte, damit aber nicht genug Punkte holen konnte. Nachdem sie auch die 4. Runde souverän zu Ende geboxt hatte, sicherte sich Ornella Wahner einen verdienten Punktsieg.

57 Kilo

Danach kam es zum Duell zwischen Zinaida Dobrynina (Russland) und Sandra Peczkowski (Deutschland). Peczkowski startete offensiv und konnte einige Treffer landen. Dobrynina brachte allerdings einige linke Haken als Konter ins Ziel, sodass sich keine der Boxerinnen klar absetzen konnte. In der 2. Runde leistete sich die Deutsche einige Deckungsschwächen, marschierte aber immer noch mutig nach vorne. Dobrynina blieb vorsichtig und beschränkte sich auf Konter. Diese kamen aber zunehmend besser. Auch in den beiden Schlussrunden blieb der Kampf eng. Peczkowski hatte in der Offensive schöne Treffer drin, musste aber immer wieder Konter der Russin einstecken. Dobrynina kam mit der Zeit deutlich besser rein und holte sich am Ende einen knappen Punktsieg.

60 Kilo

Sofya Ochigava (Russland) bekam es anschließend mit Nina Meinke (Berlin) zu tun. In einem Duell zweier Rechtsauslegerinnen konnte Ochigava, die bereits bei Olympia überzeugen konnte, zunächst die besseren Treffer landen. Meinke war aber durchaus beherzt und suchte nach ihrer Chance. In der 2. Runde waren beide Kämpferinnen recht verhalten. Es war ein taktisches Gefecht auf hohem Niveau, welches aber nicht sonderlich unterhaltsam war. Ochigava hatte meist einen Treffer mehr im Ziel, musste aber stets auf Meinkes Schlaghand aufpassen. Der 3. Durchgang verlief nach demselben Muster. Meinke war darum bemüht, Druck aufzubauen, musste aber einige Konter einstecken. In der 4. Runde warf die Berlinerin noch einmal alles nach vorne. Ochigava blieb aber konzentriert und boxte souverän zu Ende. Die Punktrichter erklärten Sofya Ochigava schließlich zur Punktsiegerin.

64 Kilo

Im nächsten Kampf trafen Anastasia Beliakova (Russland) und Martina Schmoranzova (Deutschland) aufeinander. Beliakova startete mit erfolgreichem Distanzboxen und konnte Schmoranzova immer wieder mit ihren langen Geraden erwischen. Die Deutsche war bemüht, fand aber zunächst keinen Zugang zum Kampf. Auch in der 2. Runde war Beliakova mit ihren harten Links-Rechts Kombinationen die effektivere Boxerin. Schmoranzova kassierte klare Treffer, zeigte aber keinerlei Wirkung und suchte stets ihre Chance. Auch der 3. Durchgang verlief recht deutlich. Schmoranzova zeigte viel Kämpferherz und war nie in Bedrängnis, gestoppt zu werden. Allerdings wurde sie von der starken Russin deutlich ausgeboxt. Am Ende siegte Anastasia Beliakova verdient nach Punkten. Martina Schmoranzova gebührt aber Respekt für ihr Kämpferherz.

69 Kilo

Saadat Abdulaeva (Russland) boxte anschließend gegen Carlota Hansen (Deutschland). Hansen, die einige Monate pausiert hatte, brauchte ein wenig, um die richtige Distanz zu finden. Abdulaeva versuchte einige Treffer zu landen, musste mit Dauer der 1. Runde aber immer mehr die langen Hände der Deutschen einstecken. In der 2. Runde übernahm Hansen schließlich mit flinkem Distanzboxen den Kampf. Abdulaeva war beherzt, konnte aber nicht verhindern, dass Hansen mit schönen Links-Rechts Kombinationen zum Erfolg kam. Dieses Muster setzte sich auch im 3. Durchgang fort. Hansen landete klare Treffer, musste aber zuweilen die harten Gegenangriffe der Russin einstecken. Unter dem Strich schien die Deutsche aber in dieser Phase im Vorteil zu sein. Abdulaeva warf daher in der 4. Runde noch einmal alles nach vorne. Hansen hatte immer noch ihre Geraden im Ziel, musste nun aber einige harte Treffer von Abdulaeva einstecken. Einer davon sorgte kurz vor dem Ende des Kampfes für ein Anzählen der Deutschen. Eventuell sorgte dies am Ende für die Entscheidung. Saadat Abdulaeva siegte knapp nach Punkten.

75 Kilo

Anschließend kam es zum Duell zwischen Jaroslava Jakushina (Russland) und Andrea Stromaier (Deutschland). Beide Kämpferinnen waren in der Rechtsauslage unterwegs. Stromaier hatte einige harte Schlaghände drin, konnte sich dank der Zähigkeit ihrer Gegnerin aber nicht klar absetzen. Auch in der 2. Runde blieb der Kampf eng. Beide Kämpferinnen hatten auf ihre Art Erfolg. In den letzten beiden Runden erhöhte Jakushina durchgehend den Druck und fing an, offen auf Stromaier los zu stürmen. Die Deutsche landete einige Konter, musste aber auch so manchen schweren Treffer einstecken. Beide Boxerinnen lieferten sich bis zum letzten Gong eine wahre Schlacht, welche mit einem Unentschieden endete.

51 Kilo

Im ersten Kampf nach der Pause traf Ciere Smith (Irland) auf Pinar Yilmaz (Deutschland). Smith erwischte den besseren Start und konnte aus ihrer Rechtsauslage heraus einige Treffer setzen. Yilmaz begann erst einmal defensiv und wusste allzu schwere Treffer zu vermeiden. In der Offensive war die Deutsche aber etwas zu verhalten. In der 2. Runde fuhr Smith damit fort, Yilmaz die Wege abzuschneiden und Druck auszuüben. Die Deutsche wusste Defensiv zu überzeugen, geriet aber dennoch etwas in Rückstand. Im 3. Durchgang kam Yilmaz etwas besser rein. Der Kampf wurde nun etwas enger und die Deutsche brachte einige Konter ins Ziel. Smiths kontrollierter Druck arbeitete aber nach wie vor für sie. In der 4. Runde hatte Yilmaz sich schließlich auf ihre Gegnerin eingestellt und brachte harte Konter ins Ziel. Smith verlor etwas die Konzentration und gab den Schlussdurchgang klar ab. Am Ende siegte Pinar Yilmaz nach Punkten.

54 Kilo

Anschließend trat Michaela Walsh (Irland) gegen Azize Nimani (Deutschland) an. Nimani startete etwas offensiver und eröffnete die meisten Schlagwechsel. Walsh blieb zunächst abwartend und lauerte auf Konter, welche aber meist nur die Luft erwischten. Auch im 2. Durchgang war Nimani über die höhere Schlagfrequenz effektiver. Walsh hatte gegenüber Nimanis Reflexen das Nachsehen und musste einige Kombinationen einstecken. In der 3. Runde fand Walsh etwas besser rein und konterte mehrfach mit dem linken Haken. Die Deutsche nahm nun etwas Tempo raus, sodass die Irin den Vorwärtsgang erobern und ihrerseits Druck ausüben konnte. Dieses Muster setzte sich in der 4. Runde fort. Walsh kam nun auf und landete einige Treffer. Nimani blieb gefährlich, musste aber hinnehmen, dass ihre Führung immer mehr zusammen schmolz. Am Ende werteten die Punktrichter Unentschieden.

57 Kilo

Jetzt kam die Stunde von Joanne Lambe (Irland) und Sandra Atanassow (Deutschland). Atanassow versuchte von Anfang an, Druck aufzubauen. Lambe konterte aber einige Angriffe ab. Dennoch war die Sächsin mit so mancher Schlaghand erfolgreich, sodass er Kampf einen engen Verlauf nahm. In der 2. Runde konnte sich Atanassow ein wenig absetzen. Das druckvolle Boxen der Deutschen erwies sich zunehmend als effektiv. Lambe war zwar bemüht, ließ es aber zuweilen an Übersicht vermissen. Dieses Muster setzte sich auch in den beiden letzten Runden fort. Atanassow arbeitete unermüdlich und konnte der groß gewachsenen Irin im Infight den Zahn ziehen. Immer wieder musste Lambe die harte Rechte Atanassows einstecken, feuerte aber so manchen Konter zurück. Der Kampf war relativ eng, sodass die Punktrichter am Ende ein für Lambe glückliches Unentschieden vergaben.

60 Kilo

Danach waren Alanna Murphy (Irland) und Tasheena Bugar (Deutschland) an der Reihe. Bugar erwischte den etwas besseren Start und konnte die offensive Murphy mehrfach abkontern. Die Deutsche bewies Präzision und Übersicht und konnte eine leichte Führung aufbauen. Murphy kam erst am Ende der Runde auf. In der 2. Runde wurde der Kampf enger. Bugar stellte sich nun vermehrt dem offenen Schlagabtausch. Beide Kämpferinnen hatten ihre Momente und unterhielten die Zuschauer mit einem ebenso offensiven wie verbissenem Kampf. Dieses Muster setzte sich fort. Auch in der Folge war Bugar mit ihren Kontern leicht im Vorteil, musste zuweilen aber auch harte Treffer der Irin einstecken. Nach 4 Runden wurde schließlich der verdiente Punktsieg für Tasheena Bugar ausgerufen.

64 Kilo

Nun kam es zum Duell zwischen Moira McElligot (Irland) und Irina Schönberger (Deutschland). Rechtsauslegerin McElligot startete defensiv, während Schönberger den Vorwärtsgang für sich eroberte und die besseren Treffer ins Ziel brachte. Im 2. Durchgang fand McElligot einen etwas besseren Zugang zum Kampf und landete einige Konter. Grundsätzlich änderte sich aber nichts daran, dass Schönberger den Kampf machte und auch die Mehrheit der Treffer setzte. Ein ähnliches Bild auch in der 3. Runde. Schönberger brachte konstant ihre Rechte ins Ziel, während die Irin zwar bemüht war, in der Offensive aber nicht besonders viel zustande brachte. In der 4. Runde verwaltete die Deutsche ihren Vorsprung, indem sie souverän boxte, aber nicht mehr allzu viel riskierte. McElligot versuchte zwar noch einmal alles, schaffte es am Ende aber nicht, einen Punktsieg Schönbergers zu verhindern.

69 Kilo

Clare Grace (Irland) bekam es anschließend mit Nadine Apetz (Deutschland) zu tun. Grace, die in der Rechtsauslage boxte, startete aggressiv und setzte Apetz mit variablen Kombinationen unter druck. Die Deutsche landete einige Konter, hatte aber meistens eine Hand weniger im Ziel. Auch in der 2. Runde stürmte die Irin nach vorne und setzte Apetz unter Dauerdruck. Die Deutsche fand zwar immer wieder einen Weg, um sich über Konter im Kampf zu halten, kam selber aber erst wirklich auf, als Graces Kondition nachließ. Dies war ab der 3. Runde der Fall. Apetz konnte nun die schlechter werdende Deckung von Grace ausnutzen und landete einige Treffer. Die Irin blieb aber hart im nehmen und marschierte mit erstaunlicher Power nach vorne. Auch im 4. Durchgang lieferten sich beide Kämpferinnen einen spannenden Schlagabtausch, in dem sowohl Apetz als auch Grace ihre Momente hatten. Am Ende siegte Nadine Apetz hauchdünn nach Punkten.

75 Kilo

Zum Schluss kamen Sinead Kavanagah (Irland) und Sarah Scheurich (Deutschland) an die Reihe. Beide kannten sich schon aus dem Sparring. Scheurich startete gut und brachte kontinuierlich ihre rechte Schlaghand ins Ziel. Kavanagah war zwar bemüht, zeigte aber relativ schnell Mängel in Defensive und Technik. Scheurich boxte die Irin fast nach Belieben aus und landete auch in der 2. Runde mehrfach ihre Rechte. Doch der schnelle TKO, auf den sich die meisten Zuschauer bereits nach kurzer Zeit einstellten, wollte nicht kommen. Kavanagah biss die Zähne zusammen und versuchte alles. Offensiv kam dabei nicht allzu viel zustande, dafür überzeugte die Gastboxerin mit Kämpferherz und einem enormen Kinn. Scheurich nahm am Ende etwas Tempo raus und sparte fortan Kraft. Am Ende gewann die Lokalmatadorin verdient und deutlich nach Punkten, wurde allerdings auch nicht besonders gefordert.

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