Robert Stieglitz vs Arthur Abraham 3 – Die Erwartungen
Robert Stieglitz vs Arthur Abraham 3 – Die Erwartungen
Will man es ganz kurz und knapp auf einen Nenner bringen, dann liegen die Erwartungen in diesem 3. Teil der „Trilogie“ zwischen Robert Stieglitz und Arthur Abraham sehr hoch, gewiss noch höher als es vor den ersten beiden Kämpfen war.
Es geht diesmal „um Alles“. Nachdem der Gürtel erst den Besitzer gewechselt hatte und wieder zurück erobert wurde, startete man beim Sauerland-Team mit Arthur Abraham einen neuen Versuch, einen zweiten Anlauf sozusagen, um den ehemaligen Mittelgewichts-Champ der IBF und ARD Publikumsliebling endlich wieder zu einem Weltmeister zu machen.
Es blieb wohl dabei, dass man in Bezug auf die anderen Titelträger aus den Erfahrungen des „Super-Six-Tunier“ gelernt und absolut keine Ambitionen hatte, sich auf Kämpfe gegen Carl Froch, Andre Ward oder auch dem jetzt regulärem WBC-Champ Saiko Bika einlassen wollte. Das Sauerland-Team hat sich auf den WBO-Titel und damit Robert Stieglitz als vermeintlich am ehesten schlagbaren Weltmeister regelrecht versteift. Der WBO-Gürtel wurde lange von erstklassigen Boxern, wie den Briten Chris Eubank und Joe Calzaghe oder dem Iren Steve Collins getragen und wäre auf jeden Fall ein gutes Exponat im Sauerland-Trophäenschrank. Gleiches trifft aber auch für das SES-Team zu. Robert Stieglitz und der WBO-Titel sind beinahe so etwas wie die Hauptsäulen oder das wichtigste Pfund des Unternehmens. Deshalb ist es unbedingt wichtig, diesen Titel in Magdeburg zu behalten.
Der zweite Kampf endete mit dem bekannten Debakel für Abraham. Durch die Augenverletzung gezeichnet, war der Kampf für Abraham nicht fortzuführen, damit nicht zu gewinnen und der Titel schneller wieder weg, als man ihn im knappen ersten Kampf gewonnen hatte. Zwischen der zweiten und nun dritten Begegnung haben sowohl Stieglitz als auch Abraham 2 Kämpfe gemacht. Will man beurteilen, wer sich in diesen beiden „Zwischenkämpfen“ besser präsentiert hat, schlägt der Zeiger eindeutig zu Gunsten von Robert Stieglitz aus.
Mit dem Japaner Kiyota gab es kaum Probleme und er wurde vorzeitig besiegt. Gegen den Nigerianer Isaac Ekpo hatte Stieglitz schon etwas mehr zu tun. Das war ein richtiger Gegner zur richtigen Zeit, gegen den so mancher andere Boxer von der ersten BoxRec-Seite ins rudern gekommen wäre. Stieglitz konnte ihn zwar nicht vorzeitig bezwingen, aber dennoch einen verdient hohen Punktsieg einfahren. In beiden Kämpfen wirkte Stieglitz über die gesamte Kampfdauer souverän und siegessicher.
Etwas anders sahen die beiden Kämpfe von Arthur Abraham aus. Er boxte um den vakanten WBO-Interconti gegen Willbeforce Shihepo aus Namibia. Der Kampf ging über die Runden und Abraham boxte zwar überlegen, aber nicht durchgehend dominant. Die nächste Gelegenheit, seine Ambitionen auf einen WM-Titel zu unterstreichen, ging ruhmlos vorüber. Am Sieg Abrahams über den Italiener Giovanni De Carolis, der übrigens im Mai gegen Dominik Britsch um den IBF-Interconti boxt, gab es zwar keinen Zweifel, aber wenn Abraham so einfallslos gegen Stieglitz boxt wie in diesem Kampf, dann kann er nicht gewinnen. De Carolis war ein Gegner, der nach Meinung des Publikums eigentlich „zum weghauen“ eingekauft war und ab der Kampfmitte regelrecht darum bettelte, abgeschossen zu werden. Das hat jeder gesehen, der ein wenig Ahnung vom Boxsport mitbringt. 
Doch Abraham fand gegen die halbwegs gute Defense des Italieners einfach kein Mittel. Er konnte ihn nicht finishen, wie es vielleicht als Demonstration seiner wiedergewonnenen Stärke gedacht war. Im Gegenteil, in einer der letzten Kampfpausen war sogar zu hören, wie Abraham seinen Trainer fragte, was er denn nun machen soll. Wenn er das nicht mal gegen einen solchen Gegner wie De Carolis wusste, wie will er denn gegen einen Stieglitz was reißen, der sich wahrscheinlich bewusst ist, dass er seinen Gürtel mit ganzer Kraft und allen Mitteln verteidigen will und muss?
Falls Abraham in den letzten beiden Kämpfen nicht absichtlich extrem „tiefgestapelt“ hat, wird er jedenfalls so gegen Robert Stieglitz nicht gewinnen können. Wer von Beiden noch welches Ass im Ärmel hat und wer mit welcher Strategie in den Ring kommt, wissen natürlich nur die Teams. 
Man wird sich auf beiden Seiten darüber im Klaren sein, wie wichtig dieser Kampf ist. Robert Stieglitz ist in den letzten Kämpfen, eigentlich seit sein Titel auf der Sauerland-Wunschliste steht, von Kampf zu Kampf besser geworden, während man bei Arthur Abraham einfach nicht weiß, was mit ihm los ist. Er hat sich zwar von seiner früheren Taktik gelöst und boxt jetzt durchgängiger, aber dafür scheint jetzt der Punch gelitten zu haben. Für eine Überraschung ist auch er sicherlich immer noch gut, aber überzeugend war seine Leistung in den letzten Kämpfen nicht.
Der 3. Kampf zwischen Stieglitz und Abraham wird eine Entscheidungsschlacht um „Alles“, soviel ist beiden Boxern und ihren Teams klar. Verliert Stieglitz den Titel, sieht es böse aus. Verliert Abraham auch diesmal, sieht es für ihn vielleicht noch böser aus.
Schätzt man als Außenstehender die Chancen in diesem Kampf ein und geht dabei nach den zuletzt gezeigten Leistungen, sollte Stieglitz mit 60:40 vorne liegen. Aber alle Theorie kann über den Haufen geworfen sein, sobald die Ringglocke in Magdeburg zur ersten Runde ruft. Triumph und Tragödie liegen beim Boxen immer bei einander, in diesem Kampf wohl besonders nahe.
Tickets für dieses Event sind jetzt über den Vorverkauf nicht mehr zustellbar. Die Halle ist so gut wie ausverkauft. Vor einigen Tagen waren noch einige Restkarten zu 252,00 € im Parkett am Ring und für Stehplätze auf der Empore zu 31,00 € zu haben. Ob kurzentschlossene Zuschauer an der Abendkasse noch Glück haben, kommt auf einen Versuch an. Im Internet kann man den Kampfabend ab 20:15 Uhr live auf ran.de per Stream verfolgen. Hier werden folgende Kämpfe gezeigt:
Schwergewicht: Tom Schwarz (Halle) vs. Janis Ginters (LET)
Deutsche Meisterschaft im Schwergewicht: Michael Wallisch (München) vs. Frank Schadwill (Halberstadt)
IBF-Jungend-WM im Cruisergewicht: Dennis Ronert (Koblenz) vs. Shefat Isufi (ALB)
WBO- und WBF-WM im Mittelgewicht: Christina Hammer (Dortmund) – Jessica Balogun (Aachen)
Hauptkampf ab 22:45 Uhr live in SAT.1 und auf ran.de
WBO-WM im Supermittelgewicht: Robert Stieglitz vs. Arthur Abraham